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Namibia
10 Jahre im suedlichen Afrika

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jkoerner
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BeitragVerfasst am: 06.07.2024 19:05:27    Titel:
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Zum Piepen! Ich muß sooooo lachen... YES
So sind die Jackies nun mal, ich kenne sie nicht anders. Frech, furchtlos und größenwahnsinnig. Einfach knuddelig. Love it
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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 507 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 27.10.2024 16:10:42    Titel:
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Als wir kuerzlich Besuch aus Afrika hatten, kamen wieder einige Anekdoten und Geschichten
zur Sprache. Zum Beispiel die vom " buckligen Felsenpython" .

Wenn wir "auf Pad" gingen, fuhren wir meist mit 2-4 4x4's, von uns grob vorgeplante Touren,
abseits der Hauptrouten. Ein Teil fuehrte ueber Gravel-Nebenstrecken, der groesste
Teil ueber meist holprige bis ruppige Sand-, Puder-, Geroell- oder auch Matschstrecken.
Je nachdem wie die letzten Regenfaelle dort ausgefallen waren, variierten die Bedingungen.
Eine unserer wenigen Regeln war, dass wir am spaeten Nachmittag einen guten Platz fuer unser Lager
suchten, um noch ausreichend Tageslicht fuer die zweckmaessige und stressfreie Errichtung des Camps
zu haben. Einer kuemmerte sich um das Feuer, andere bereiteten das Essen vor....etc...
Der "Klobeauftragte" suchte, etwa einen Steinwurf entfernt eine Stelle, die moeglichst einen Sichtschutz
aus Felsen, Bueschen, Straeuchern, einem Termitenhuegel..etc... fuer die noetige Privatsphaere hatte
und stellte dort das Klo auf. Einen speziellen Klappstuhl, gekauft oder als schmucke Eigenbauversion.

Bei einer Tour hatte der Klomann Glueck. Er musste diesmal unter dem Klappstuhl kein Loch in den
sandigen Boden graben, sondern stellte den Stuhl ueber eine ca. 1m tiefe, schmale Spalte,
nah an der Uferkante eines trockenen Flussbetts auf. Neben dem Sichtschutz im Ruecken hatte man
so noch einen netten Ausblick ueber die Gegend. Vor dem Sichtschutz wurde ein Klappspaten mit
einer Rolle Klopapier in den Boden gesteckt der deutlich anzeigte, ob besetzt war oder nicht. Bei
Bedarf wurde der Klostuhl ein wenig versetzt.
Nachdem einer unserer Mitfahrer am naechsten Morgen das Klo benutzt hatte und anschliessend
ein paar Schaufeln Sand in den Spalt geschoben hatte, sah er, wie eine grosse Schlange sich aus dem
Spalt unter ihm, vor ihm in das sandige Flussbett schlaengelte. Etwa einen Meter hinter dem Kopf befand
sich ein seltsamer, kleiner "Buckel" auf dem Ruecken der Schlange. Sandfarben bis braun.
"Kommt mal schnell her, das gibt es nicht nochmal..." rief er zum Lager. Dann beobachteten wir alle den
gut 4m langen Felsenpython mit dem "Buckel" auf seinem Weg durch den Sand. Dabei kamen natuerlich
allerlei phantasievoll ausgeschmueckte Bilder zutage. "Was, wenn der Python nach oben aus dem Spalt
herausgekommen waere..?..hahaha..." "Der Python sucht groessere Beute, der frisst keine Wuermer...
hahaha...!....""Gluecklicherweise hat der arme Python keinen Kopftreffer abbekommen.....hahaha...

Der oben schmale Spalt war tiefer unten ein Hohlraum, in dem der Python wohl ausreichend Platz und
Ruhe hatte, bis er von oben mit Kacka und Sand bombardiert worden war.

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Das Leben besteht nicht aus vergangenen Tagen, sondern aus Tagen an die man sich
erinnert.
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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 03.11.2024 12:56:06    Titel:
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Der grosse und der kleine Skorpion

Skorpione sah ich tagsueber praktisch nie. Dann versteckten sie sich
unter Steinen, Holz, im Boden etc... Bei Dunkelheit werden sie aktiv.
Umso ueberraschter war ich, als mir ein grosser, schwarzer Skorpion
um die Mittagszeit fast ueber den Fuss huschte und im naechsten Moment
unter der Eingangstuer in unserem Lagerhaus verschwand.
Trotz seines eingerollten, nach vorne gerichteten Schwanzes war der
Skorpion sicher ueber fuenfzehn Zentimeter lang und er besass
grosse,starke Zangen/ Scheren. Obwohl ich sofort in das Lagerhaus
ging und nach ihm suchte, fand ich nicht mehr. Er hatte sich in Luft
aufgeloest.

Unser Haus hatte Fliesenboeden und Marmor -"Off cuts". Teppiche oder
Teppichboeden gab es nicht. Alles war uebersichtlich, ohne Versteckmoeglichkeiten
fuer Krabbler, zumindest ab einer nennenswerten Groesse. Zumindest dachten
wir das.
An einem heissen Tag begannen meine Frau und ich, im Wohnzimmer die Moebel
umzustellen.
Selbstverstaendlich lief ich im Haus barfuss. Nachdem einige Moebelstuecke verrueckt
worden waren, hoben wir das Ledersofa an und gingen damit los.
Im naechsten Augenblick durchschoss ein heftiger Schmerz, vom einem Fuss
ausgehend, meinen gesamten Koerper, bis in den Kopf. Es fuehlte sich an, als
haette ich mir eine lange Nadel in den Fuss getreten, die an eine 220V Steckdose
angeschlossen war und die zusaetzlich, wie ein Bienenstachel, weiterhin Gift abgab.
Gluecklicherweise dauerte dieser "Kick" nur Sekunden an und liess dann stark nach.
Waehrend ich mich hinsetzte, war der Schmerz praktisch vorbei.
Gleichzeitig begann der gestochene Fuss taub zu werden/ "einzuschlafen". Diese
Taubheit kletterte langsam aber spuerbar ueber den Unterschenkel nach oben.
Knapp ueber dem Knie war dann aber Schluss. Die Taubheit hielt fast eine Stunde
an, bevor sie, diesmal vom Knie an abwaerts, wieder nachliess und verschwand.
Damit war es dann ueberstanden.
Ich hatte auf einen kleinen, gelben Wuestenskorpion getreten, der mir logischerweise
direkt eine kraeftige Droehnung verpasst hatte. Der Skorpion war etwa sechs Zentimeter
lang, mit winzigen Zangen/Scheren und einer Giftdruese, die ebenfalls winzig war.

Jetzt war er platt, aber er wird unvergessen bleiben. Jedenfalls bei mir.

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Robert Stückle
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8. Suzuki SJ
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BeitragVerfasst am: 03.11.2024 15:08:02    Titel:
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Hey, danke Dir vielmals für die tollen Geschichten und Erlebnisse.

_________________
Liebe Grüße Robert

Nichts ist für die Ewigkeit. Nutze Deine Zeit, bleibe in Erinnerung und lebe Dein Leben.
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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 03.11.2024 16:52:28    Titel:
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Es freut mich, dass dir die Geschichten gefallen

Gruss

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 14.11.2024 13:05:56    Titel:
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Jon und Joe ---Teil 3 ---

"Fahrradschlauch zum Fruehstueck"

Joe, der juengere unserer Farmarbeiter fragte mich eines Tages, ob
ich ihn zur Community-Farm seiner Familie fahren koennte.
Wir sprachen meist Englisch, gemischt mit etwas Afrikaans, sowie einigen
Ausdruecken aus den Stammessprachen und ein paar Brocken Deutsch, die Joe
aufgeschnappt hatte und bei jeder Gelegenheit einwarf.
"Mista, ich muss endlich wieder richtig viel Fleisch essen, wir muessen
mit dem Ford Bakkie fahren und eine von meinen Bokkies (Ziegen)
holen. Ich will den Bokkie morgen hier auf dem Plot schlachten."

Seine Familie huetete weiter draussen 90 Ziegen, 6 davon gehoerten ihm.
"Ok., aber dann muessen wir bald fahren, damit wir frueh genug
wieder hier sind. Ich will nicht bei Dunkelheit durch die Berge fahren",
sagte ich.
Am fruehen Nachmittag polterten wir mit dem Ford F 250 in Richtung
Norden. Vorbei an der Muellkippe ausserhalb unseres Kaffs, in deren Umgebung
die Wueste in allen Farben bluehte. Leider handelte es sich bei der Farbenpracht
nur um Plastiktueten, die bei Wind umherflogen, in den Dornenbueschen
haengenblieben, zerissen und flatternd ein groteskes Bild in derLandschaft
abgaben.
Wir durchquerten das sandige Flussbett vor den Bergen und folgten der
recht guten Gravelpad, bis wir nach Westen abbogen und einer Fahrspur
in eine weite Flaeche aus Sand, Dornbueschen und kleineren Akazien
folgten. Irgendwann erreichten wir ein paar verstreute Bruchbuden aus
Holz und Blech, die jeweils an ein kleines eingezaeuntes Stueck fuer die
Ziegen grenzte. Es mueffelte scharf nach deren Dung..... die Community-
Farm war erreicht.
Joe begruesste ein paar Leute, welche genauso streng rochen wie die gesamte
Umgebung und holte dann eine Ziege aus der Herde. Als er begann, dem Bokkie
die Fuesse mit Draht aneinander zu binden, warf ich ihm einen kurzen Spanngurt zu.
"Draht ist gut, Mista", meinte er nur.
'Nee, nimm den Gurt", der Draht schneidet ihm ins Fleisch", erwiderte ich.
"Der wird doch morgen sowieso geschlachtet, Mista."
'Nimm den Gurt, sonst kannst du den Bokkie zum Plot tragen".
Er nahm den Gurt und wir hoben den Bokkie auf die Ladeflaeche, legten
ihn hin und Joe band ihm die Fuesse zusammen, damit er nicht von der
Ladeflaeche springen konnte.
Waehrend der Rueckfahrt schwaermte Joe mir ununterbrochen vor, wie
fantastisch die Ziege ihm schmecken werde.
Als wir am spaeten Nachmittag die Hauptstrasse in unserem Kaff ueberquerten,
standen vor der Polizeistation drei Toyota J 7 Pick-Ups mit GRN-Kennzeichen
(Behoerden-Kennzeichen) deren Ladeflaechen unter den Canopies voll mit
offenbar militaerischem Camping-Equipment beladen und mit Polizisten der
Special Field Forces (SFF/Sondereinheit der Polizei) besetzt waren.
"Was machen die SFF-Leute hier", fragte Joe.
"Vielleicht suchen die jemand im Veld, die Bakkies sind voll mit allem, was sie im
Busch brauchen". antwortete ich.
Wir fuhren weiter zum Plot, befreiten die Ziege von ihren Fesseln und liessen sie im
Huehnergehege laufen. "Gib dem Bokkie noch Wasser und Futter", meinte ich noch.
"Warum ?" "Morgen wird geschlachtet", antwortete er. "Weisst du nicht, dass das Fleisch
viell besser schmeckt, wenn die Ziege Futter und Wasser hatte", behauptete ich einfach mal.
" Wirklich ?", fragte er. "Ja sicher !", behauptete ich wieder. Und ruckzuck holte er Gras und
Wasser.

Am naechsten Morgen kam das Unvermeidliche. Und Joe mampfte offenbar tagelang nur
Ziege, in allen Variationen. Er schwaermte jedenfalls staendig davon.
Nach vier Tagen begegnete er mir frueh am Morgen und kaute auf einem undefinierbaren
langen, grauen "Ding" herum, welches mich irgendwie an einen Fahrradschlauch
erinnerte und offenbar auch dessen Konsistenz zu haben schien.
"Was isst du da ?", fragte ich. "Hmmh, lecker.... das ist der Schlund", meinte er
und hatte trotz seiner guten Zaehne alle Muehe das Ding zu zerbeissen.
"Das ist der Rest vom Bokkie, leider", meinte er.
Er hatte die Ziege innerhalb von vier Tagen komplett verspeist.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 15.11.2024 19:07:35    Titel:
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Kleine Biester

Ein paar KM vom Plot entfernt befand sich eine alte Missionsstation mit
einem kleinen Hospital, einer Kapelle, Wohngebaeuden, ehemaligen Staellen,
Garten.....etc. Aufgrund von Nachwuchsmangel duempelte die Station nur
noch vor sich hin.
Hinter einem Wohngebaeude befand sich ein Swimming-Pool, der an drei Seiten
von einer 2m hohen Mauer umgeben war und damit uneinsehbar lag.
Der Pool selbst war gemauert, verputzt, 12 x 7m gross, halb im Boden und
halb ueberirdisch gemauert. Ringsherum verlief ein ca.2m breiter, betonierter
Streifen sowie ein schmaler Streifen aus feinem Kies wo Wasser versickern
konnte. Alles hatte leichtes Gefaelle vom Gebaeude aus und in der Mauer
waren zusaetzlich mehrere Ablaufrohre eingelassen, damit auch heftiger Regen
die Pool-Area nicht ueberfluten konnte.
Der Pool selbst war lange nicht mehr befuellt worden. Stattdessen hatte
jemand um den Pool herum grosse Volieren und Kaefige fuer Papageien
und Sittiche aufstellt und dort, bis vor mehr als zwei Jahren, Voegel gezuechtet,
sagte man mir. Die Volieren und Kaefige waren damals abgebaut und entfernt worden.

Man hatte mich gefragt, ob ich mir den Pool, die Pumpe, Filteranlage und Rohrleitungen
ansehen koennte, um festzustellen was noch funktionierte bzw. was repariert werden
musste. Natuerlich wollte Joe mir dabei helfen.
Wir hatten Werkzeug, PVC-Rohre, PVC-Kleber, Pool-Saeure und Chlor-Granulat
etc....aufgeladen. Auf dem Plot hatten wir auch einen kleinen Pool, wir kannten
uns aus.
Alles sah auf den ersten Blick noch gut aus, nur leicht eingestaubt vom Wuestensand.
Der Pool selbst war mit dichtem Schattennetz abgedeckt worden und hatte nur feine
Risse im alten Anstrich. Also sahen wir uns die Pumpe an.
Wir waren gerade ein paar Minuten dort, als Joe hinter sich schaute und bemerkte, dass
sich einige kleine braune Punkte auf dem Boden bewegten.
"Guck' mal, da sind Ticks (Zecken)", meinte er. Wir beachteten sie nicht weiter.
Kurz darauf bewegten sich schon Dutzende Zecken in unserer Naehe und sie schienen
alle in unsere Richtung zu krabbeln. Dann waren es Hunderte, dann Tausende....innerhalb
von Minuten. Sie krochen von den Mauern, aus Ritzen, Spalten, aus Fensterrahmen....alle
gezielt auf uns zu. Schliesslich kamen sie sogar vom anderen Ende des Pools aus in unsere
Richtung. "Ich glaube , die sind sehr hungrig und wir sind jetzt ihr naechstes Essen",sagte ich.
Das langsame, zielstrebige Gewimmel wurde immer dichter. "Schnell, spuel' die Viecher mit dem
Wasserschlauch weg", rief ich Joe zu. "Da kommt kein Wasser", erwiderte er. "Sieh' nach,
ob du irgendwo den Absperrhahn findest". Joe flitzte los.
Die kleinen Biester wurden immer mehr und kamen immer naeher. Als Hundehalter sieht
man gelegentlich Zecken, aber das hier war entschieden zuviel. Allmaehlich erinnerte mich
das Szenario an Filme wie "Indiana Jones" oder aehnliche, wo jemand den falschen Stein
in einer Grabkammer beruehrt und dadurch eine Flut von widerlichen Kaefern ausloest, welche
ihm dann den Garaus machen.-- Da noch kein Wasser lief und auch kein Flammenwerfer
greifbar war, schnappte ich mir einen Kanister mit Pool-Saeure (mit der man den zu hohen
PH-Wert vom Wasser senkt) und schuettete vorsichtig etwas davon auf den glatten
Betonboden in meiner Naehe. Ich hoffte, dass die aetzende Bruehe die kleinen Biester direkt
erledigen wuerde. Zumindest hoffte ich aber, dass der beissende Geruch sie von uns ablenken
wuerde. Beides schien auch so zu funktionieren.
Irgendwie wirkte die Armee der Blutsauger in meiner direkten Naehe nicht mehr so zielstrebig
wie noch kurz zuvor.
Dann lief endlich Wasser aus dem Schlauch. Joe kam zurueck und staunte, wieviele der
kleinen Biester mittlerweile in Bewegung waren. "Oh Mista, they want to finish us", meinte er.
"Sprueh von oben nach unten alles mit dem Schlauch ab, bis zu den Rohren in der Mauer",
sagte ich ihm und fuellte einen Eimer mit Pool-Saeure, Chlor-Granulat und Wasser. Diese
aetzende Mixtur schuettete ich schluckweise ueber groessere Ansammlungen der Zecken,
die Joe zu kleinen Haufen zusammengespuelt hatte. Wir bekamen die Zeckenarmee in den
Griff. Irgendwann war alles innerhalb der Mauern klatschnass, aber augenscheinlich zeckenfrei.
Im Bereich der Ablaufrohre haeuften sich die toten Biester. Ich goss den Rest der Mixtur auf
die Haufen und Joe spuelte sie durch die Rohre nach aussen.

Wir machten eine Pause und ueberlegten uns, wieso hier diese Massen von Zecken waren.
Wir kamen zu dem Schluss, dass die Biester jahrelang die Voegel in den Volieren und
Kaefigen als "Blutspender" benutzt hatten. Die Voegel konnten ihnen nicht entkommen.
Frisch geschluepfte Kueken waren besonders leichte Beute. Also lebten die ersten Zecken,
die diese Voegel als Wirte nutzten, wie die Maden im Speck und vermehrten sich ueber die
Jahre massenhaft. Irgendwann war dann ploetzlich Schluss mit der lebenden Vorratskammer
und es kamen mindestens zwei magere Jahre, die Zecken, wie ich spaeter herausfand, ohne
Wirt ueberleben koennen. Als wir beide dort auftauchten und unseren Koerpergeruch
verbreiteten, kamen die "Untoten" sofort aus allen Ritzen, um endlich wieder einen Blutspender
zu maltraetieren.
Am naechsten Tag fuhren wir wieder zum Pool um etwas zu arbeiten. Hier und da fanden wir
insgesamt noch ein paar Dutzend der Spinnentiere, die wir konsequent beseitigten.
Am uebernaechsten Tag fanden wir nur noch ein paar einzelne Krabbler.
Als wir aussen vor der Mauer kontrollierten, lagen dort einige Haufen von ihnen vor den
Abflussrohren.

Insgesamt schaufelten wir fast zwei 10-Liter Eimer mit ihnen voll......

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Matthias
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1. rasender Campingstuhl mit Flügeln
2. Ovlov
3. Dnepr MT11
4. Honda Transalp
5. ½ Y60
6. ¼ DiscoIV8
BeitragVerfasst am: 18.11.2024 07:10:32    Titel:
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Auch von mir vielen Dank für diese Geschichten, jedesmal eine Freude. Winke Winke
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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 507 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 18.11.2024 09:13:09    Titel:
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Ich danke auch dir fuer deine Zustimmung. Smile

Gruss

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 18.11.2024 16:00:32    Titel:
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Jon und Joe (Teil 4)

Wenn meine Frau oder ich fuer Einkaeufe oder Erledigungen an die Kueste
fahren mussten, nahmen wir oft einen der Farmjungs mit, falls keine
dringenden Arbeiten anstanden. Nach weniger als anderthalb Stunden Fahrt
durch die Wueste, die genau genommen als offene Dornbusch-Savanne
begann, nach und nach immer karger wurde und in den Duenen am
Atlantik endete, erreichte man den Ozean. Obwohl die Landschaft (fuer uns)
nicht mehr so spektakulaer war, fuhren wir doch alle paar Wochen gerne an
den grossen Teich.. Ein Grund war, dass es dort meistens deutlich kuehler war,
als bei uns am Wuestenrand landeinwaerts. Lediglich die Luftfeuchte war
praktisch immer deutlich hoeher. Ausserhalb der Regenzeit lag diese bei uns
oft nur bei ca. 10%. Furztrocken sozusagen.
Abends fragte ich Jon, ob er am naechsten Morgen mit mir fahren wollte.
Er hatte einen Bruder, der nahe Swakopmung lebte. Natuerlich wollte Jon
mitfahren.
Wir fuhren mit dem Toyota HZJ 79 (Single Cab Pick Up/ 4,2 Diesel).
Wie immer, bei Tageslicht, standen an bestimmten Stellen ein paar Leute, die
eine Mitfahrgelegenheit ("Lift") suchten. "Sollen wir ein paar Leuten einen
Lift geben?", fragte ich Jon. "Ja, Mista, Jon suche gute Leute", erwiderte er.

Ich fuhr etwas langsamer, damit Jon auswaehlen konnte. Bei den ersten
Leuten, die wir sahen, winkte er ab. "Fahre weiter, Mista", meinte er nur.
Etwas spaeter sahen wir eine Frau mit einem Jungen am Strassenrand.
Jon schaute genau hin und meinte: "Da gebe Lift, Mista." Wir stoppten und
Jon begann ein kurzes Palaver in Oshiwambo mit der Frau. Daraufhin griff
diese in ihre Tasche, holte einen kleinen, durchsichtigen Plastikbeutel mit
Muenzen heraus und uebergab ihn an Jon. Der zeigte auf die Ladeflaeche und
die Passagiere kletterten hinauf. Dann hielt mir Jon den Geldbeute hin. "Nein,
ist ok, den kannst du behalten", meinte ich. "Dankie Mista, ialoooh."

Jon war aeusserst sparsam, der einzige Luxus den er sich goennte, war sein
Schnupftabak, den er "Snuff"nannte. In NAM musste man grundsaetzlich fuer
den "Lift" bezahlen, anders als ich das aus meiner Jugend in D. kannte.
Vor dem Ort Arandis, wo ein Teil der Beschaeftigten der dortigen Uranmine
wohnte, zeigte Jon mir, dass unsere Passagiere absteigen wollten.

Etwa 35 km vor der Kueste stand ein Zug mit zahlreichen Anhaengern mitten
in der Wueste auf der eingleisigen Strecke, die parallel zum Highway verlief.
Ein paar Laeute waren ausgestiegen und standen um die Lok herum.
Wahrscheinlich war irgendein Defekt aufgetreten, dachte ich mir.

Wir fuhren weiter bis zur "Location" in der sein Bruder lebte. Wir verabredeten
unseren Treffpunkt und die Uhrzeit fuer den Nachmittag.
Ich fuhr direkt weiter nach Walvis Bay, an der Kueste zwischen Duenen links
und dem Ozean auf der rechten Seite, am meist menschenleeren "Langstrand"
vorbei. Nachdem meine geplanten Erledigungen ueberaus reibungslos und
flott getan waren, was oft nicht der Fall war, machte ich Mittagspause.
Anschliessend schaute ich noch bei einigen Stellen vorbei, die oefter einmal
aeltere 4x4"s oder andere (fuer mich) interessante Fahrzeuge anboten.
Diesmal war nichts dabei, was mich wirklich interessierte. Also fuhr ich
zurueck und beschloss, noch etwas am Langstrand zu fahren. Zuerst im
weichen, tiefen Sand des Hauptweges, dann direkt vor der Wasserlinie im
festeren, feuchten Sand. Manchmal sah man dort Delfine, Robben und sogar
Wale. Diesmal fand ich nur eine angeschwemmte, tote Robbe, die heftig mueffelte.
Etwas entfernt stieg ich aus und betrachtete die grossen Poette, die weit draussen
vor dem Hafen von Walvis Bay unterwegs waren.
Etwa 500m hinter mir uebten ein paar Paraglider den Start von den Duenen.

Dann fuhr ich zum verabredeten Treffpunkt. Jon war schon da.
Er hatte zwei kalte Dosen Cola dabei ung gab mit eine davon. Dann machten
wir uns auf den Heimweg. Der Zug in der Wueste war weg.
Kurz nachdem wir das offene Regierungsland der Wueste passiert hatten,
sahen wir auf eingezaeuntem Farmland etwa 20 Fettschwanz-Schafe, die nah am
Zaun grasten. Einige der Tiere sahen seltsam aus. Ihnen fehlte der dicke Schwanz
stattdessen waren ihre Hinterteile dunkelrot. Ich fragte Jon, was da passiert war.
" Leute komme vorbei und sneide Swanz ab... isse Fett, Leute esse die.... oder
verkaufe". Die Amputationen wurden selbstverstaendlich nicht unter geeigneter
Anaesthesie durchgefuehrt.
Zuhause angekommen fragte meine Frau mich, ob wir einen stehenden Zug in
der Wueste gesehen haetten. "Ja, auf dem Hinweg stand ein Zug da... was war denn
da los?", fragte ich.
Im Radio hatte man verkuendet, dass der Zug mit etwa zwei Stunden Verspaetung unterwegs
zur Kueste war. Dort wo der Zugfuehrer den Zug angehalten hatte, war der Treffpunkt
wo er selbst immer nach Feierabend per Auto abgeholt wurde. Wegen der Verspaetung
wartete das Auto aber jetzt schon am Treffpunkt auf den Zugfuehrer. Dieser stieg einfach
aus, liess seinen Zug stehen und fuhr im Auto heim. Dann meldete er dem Bahnhof
an der Kueste, dass jemand den Zug abholen muesse. Er habe schliesslich Feierabend.

............

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BeitragVerfasst am: 12.01.2025 15:47:53    Titel:
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Etosha-Begegnungen

Wenn wir Besuch aus D. hatten, fuhren wir normalerweise auch in den
Etosha-Park. Diesmal war ein alter Freund bei uns und wir beide machten
uns mit dem HJ 60 auf nach Norden. Nachmittags erreichten wir das
oestliche Camp "Namutoni" und fuhren bis Sonnenuntergang in der Naehe
des Camps auf Wildsuche. Die Tore der eingezaeunten Camps werden bei
Sonnenuntergang geschlossen, die genaue Uhrzeit dazu wird beim Verlassen
der Camps taeglich gross und deutlich neu angezeigt. Das soll verhindern, dass
Wildtiere, besonders grosse Raubtiere, bei Dunkelheit unbemerkt an die
Besucher-Unterkuenfte herankommen. Trotzdem geschah das hin und wieder.
Nach der Nacht in Namutoni fuhren wir frueh am Morgen in Richtung Westen.
Wir sahen allerhand Wild, vor allem alle moeglichen Antilopenarten, Zebras,
Giraffen, Nashorn, Schakal ..... Sensationelle Situationen waren aber nicht
dabei. Das naechste Camp, "Halali", lag etwa 70 Km weiter westlich. Dort
machten wir ein kurze Pause und vertraten uns etwas die Beine.
Ausserhalb der Camps ist das Verlassen des Autos strengstens untersagt.
Verstaendlicherweise.
Frueh am Mittag verliessen wir das Camp in Richtung Westen. Die folgende
Nacht wollten wir, wieder ca. 70 Km weiter, im Camp "Okaukuejo" verbringen.
Wir verliessen einen Mopane-Wald auf einem sehr staubigen Abschnitt
der Strecke, wo der Weg 90Grad nach links abbog, dann ca. 500 m geradeaus
verlief um dann 90Grad nach rechts abzuknicken. Die spaerlich vorhandenen
Buesche neben dem Weg waren mehr grau als gruen, vom fast weissen Staub
dieses Streckenabschnitts. Auf der schnurgeraden 500m-Strecke fuhren wir
genau auf einige etwa mannshohe, grau gepuderte Buesche zu, die vor einem
grauen, grossen Felsbrocken zu stehen schienen. Als wir naeher kamen,
stand dort ein einzelner, maechtiger Elefantenbulle hinter den Bueschen,keine
fuenf Meter neben der Fahrbahn und liess sich durch unser Auto nicht aus der
Ruhe bringen. Ich hielt etwas versetzt zu ihm an, liess aber den Motor laufen und
hatte den Fuss auf der Kupplung, bei eingelegtem 1. Gang. Fuer alle Faelle.
Er liess uns unbeeindruckt fuer ein paar Minuten gewaehren, waehrend er
weiter an den Bueschen zupfte und speiste. Wir bedankten uns fuer seine
Freundlichkeit und fuhren weiter.
Einige Kilometer spaeter sahen wir eine einzelne Loewin, die in aller Seelenruhe
aus dem trockenen Gras neben der Fahrbahn aufstand, sich streckte und dann
gemaechlich ca. 20 m vor uns die Pad ueberquerte. Ein Stueck weiter verschwand
sie in einer Senke bei einem kleineren Wasserloch, welches an einer Seite von
mindestens kniehohem, sattgruenem Gras bewachsen war. Wir parkten so,
dass wir sehen koennten, wie die Loewin sich mit Blick zum Wasser,
im Gras versteckte. Wir konnten nur ihren erhobenen Kopf von oben sehen.
Sie wartete auf einige Springboecke und Zebras, die sich langsam der Wasserstelle
naeherten. Je naeher diese kamen, desto nervoeser wurden die Pflanzenfresser. Sie
zoegerten, witterten und zuckten unvermittelt zusammen. Aber sie wollten zum
Wasser. Fuer die letzten paar Meter brauchten sie mindesten zwei, drei Minuten.
Die Loewin blieb regungslos liegen. Waehrend sich die ersten nach ihrem Drink
schon wieder vom Wasser entfernten, trafen staendig kleinere Gruppen von
Zebras ein, die scheinbar weniger nervoes waren, waehrend ihnen ihre Artgenossen
unversehrt entgegenkamen. Die Loewin beobachtete und wartete weiter. Als
etwa zehn Zebras am Wasser gleichzeitig ihren Durst stillten, schoss sie mitten
in die auseinanderstuermenden Tiere hinein und jagte einige von ihnen in die
Richtung, wo wir die Loewin zuerst bemerkt hatten. Ploetzlich tauchten genau
dort vier weitere Loewinnen und der Chef des Rudels aus dem duerren Gras auf,
die wir dort nicht bemerkt hatten, obwohl wir unweit von ihnen angehalten hatten.
Zwei Loewinnen attackierten ein fluechtendes Zebra, das ihnen zu nah gekommen
war und rangen es schnell nieder. Das Abendessen war gesichert.
Wir fuhren weiter ueber eine trockene Flaeche aus Sand und kleinem Geroell.
Wir hatten noch mehr als eine Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang und waren
nur noch wenige Fahrminuten von Okaukuejo entfernt. Irgendwo links der Fahrbahn
stand eine einzelne Akazie neben einem grossen aber flachen Wasserloch, mitten
in der staubigen, kahlgefressenen Umgebung. Zahlreiche Wildpfade fuehrten zu
diesem Wasserloch. Dort hielten sich bereits ca. 25-30 Zebras auf und aus
allen Richtungen naeherten sich gemaechlich viele weitere Gruppen der Pferdchen.
Wir rollten langsam und parkten einige Meter neben dem Wasserloch.
Die Zebras beachteten uns nicht.
Die ankommenden Gruppen gingen dicht am Auto vorbei, ebenfalls ganz entspannt.
Nach vielleicht 15 Minuten standen wir mitten in einer riesigen Herde von geschaetzt
500 Zebras. Mittendrin. Wir haetten aus jedem geoeffneten Fenster heraus viele
von ihnen mit der Hand beruehren koennen, was wir selbstverstaendlich nicht taten.
Es herrschte eine friedliche und entspannte Atmosphaere in der gesamten Herde,
die auch auf unsere Stimmung aeusserst beruhigend, fast meditativ, wirkte.
Wir redeten nicht, sondern genossen dieses besondere Erlebnis solange, bis wir vom
Wasserloch, ohne irgendwelche Unruhe beim "Zebra-Meeting" zu verbreiten,
wegfahren konnten. Ein paar Minuten vor Torschluss erreichten wir, extrem
zufrieden und entspannt, Camp Okaukuejo.

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Robert Stückle
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4. Land Cruiser RJ 70
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7. Golf 7
8. Suzuki SJ
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BeitragVerfasst am: 12.01.2025 18:48:27    Titel:
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Danke vielmals

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 18.01.2025 16:07:57    Titel:
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Der "Tuersteher"

Rund 40 Km von uns entfernt befand sich ein Plot das ein Kuenstler
und Handwerker erworben hatte. Er stellte Gebrauchsgegenstaende,
Schmuck und Souvenirs aus Holz, Tierknochen, Tierhaeuten, Mineralien....her.
Er beschaeftigte mehrere Frauen und Maenner aus dem Ort.
Jedesmal wenn ich bei ihm vorbeikam, zeigte er mir seine neuesten
Kreationen und fuehrte mich durch seine Halle und den Verkaufsraum.
L. war ein wahrer Tierfreund und kuemmerte sich um verletzte, herrenlose
oder sonstwie beduerftige Tiere. Meist waren es Hunde, von denen immer
mindestens vier oder fuenf auf seinem grossen Gelaende lebten. Aber nicht
nur um die kuemmerte er sich. Bei einem meiner Besuche flitzte ein junges,
verwaistes Erdmaennchen zwischen einigen grossen Hunden umher, suchte
Nahrung und scharrte deswegen staendig im sandigen Boden. Neugierige
Hunde die ihm dabei zu nah kamen, fauchte es energisch an, um sie zu
verscheuchen. Selbst grosse Hunde liessen den Zwerg dann in Ruhe.
Wochen spaeter war das Erdmaennchen verschwunden, jetzt war eine
Zebramanguste dazugekommen, die sich aehnlich wie das Erdmaennchen
verhielt. (Beide sind Schleichkatzen und nahe Verwandte)
Irgendwann war die Manguste auch weg. Monate spaeter fuhr ich nach einem
Einkauf wieder einmal bei L. vorbei. Neben seiner Zufahrt standen er und ein
Farmer aus der Umgebung. Ich stieg aus und sie zeigten mir einen grossen
Waran, der ziemlich abgemagert und k.o. wirkte. Ausserdem hatte er wohl ein
gebrochenes Hinterbein. Die Echse war gut 180cm lang und regte sich nicht
einmal, wenn man sich ihr naeherte. Sie fauchte lediglich etwas.
L. wollte den Waran selbstverstaendlich wieder aufpaeppeln. Also beschlossen
wir, die Echse bis zu seiner Werkstatt zu tragen.
L. hob hinter den Vorderbeinen an, ich in der Mitte, vor den Hinterbeinen, und
der Farmer nahm den langen Schwanz. L. musste aufpassen, dass er dem Maul
des Warans nicht zu nah kam und der Farmer achtete darauf, nicht von dem
kraeftigen Schwanz geschlagen zu werden. Das Tier blieb erstaunlich ruhig, zappelte
nicht, biss nicht um sich und schlug nicht mit dem Schwanz. Auf einer Werkbank
sicherten wir die Echse mit drei Spanngurten, weil L. den gebrochenen Beinknochen
moeglichst gut zusammenpassen und anschliessend schienen wollte. Der Knochen
hatte sich gluecklicherweise, waehrend wir die Echse trugen, dadurch dass er locker,
ohne Widerstand nach unten haengen konnte, offenbar schon wieder in die richtige
Position bewegt. L. tastete beide Beine gleichzeitig ab und schien zufrieden. Die
Echse hatte nur einmal gezuckt, als L. das gebrochene Bein abtastete.
Jedenfalls sah das Bein viel besser aus, als vorher am Boden, unter einer gewissen
Belastung.
L. holte einige kurze, duenne Holzleisten, eine Rolle Gaffertape und schiente das
Bein zwischen Knie und Fuss des Tieres stabil ein. Danach trugen wir die Echse in
eine sandige, schattige Ecke vor der Halle. Anschliessend servierte L. dem Waran
auf einer Holztafel, vor dessen Nase, eine riesige Portion Hunde-Dosenfutter gemischt
mit Trockenfutter und eine grosse, flache Schale mit Wasser. Der Waran schlang das
gesamte Futter gierig 'runter. Der Farmer meinte noch :" Irgend ein guter Engel
aus dem Reptilien-Himmel muss dem Waran wohl gefluestert haben, dass er sich
nur vertrauensvoll an L. wenden muesse....."
Dann liessen wir ihn in Ruhe. L.'s Hunde waren neugierig, gingen aber nicht zu nah
an den Waran heran.
Wochen spaeter bewegte sich die Echse schon wieder langsam und vorsichtig,
immer noch mit "Gipsbein", verschlang Massen von Hundefutter aller Art sowie
Schlachtabfaelle, die L. von einigen befreundeten Farmern fuer die Tiere bekam.
Allmaehlich spannte sich seine vorher faltige Haut wieder ueber seinem Koerper.
Noch etwa einen Monat spaeter bewegte sich die Echse wieder munter, ohne
die Schiene, auf dem Plot, hielt sich aber immer etwas abseits von Tieren und Menschen.
Und sie mampfte weiterhin mit grossem Appetit.
Bei einem weiteren Stopp auf L.'s Plot lag der Waran auf einer niedrigen Mauer
direkt neben dem Tor, als ich langsam hineinfuhr. Er fauchte kurz, blieb aber liegen.
L. erzaehlte mir dann, dass "the crocodile", wie seine Arbeiterinnen den Waran
nannten, den erhoehten Platz neben dem Tor seit einiger Zeit regelmaessig aufsuchte.
Autos liess er fauchend passieren, ohne sich weiter um diese zu kuemmern.
Wenn Leute jedoch zufuss aufs Plot kamen, glitt die Echse von ihrem erhoehten
Liegeplatz und scheuchte die Fussgaenger vor sich her. Beim allerersten "Ueberfall"
hatte eine der Arbeiterinnen gerade ein angebissenes Sandwich in der Hand, als
die Echse ploetzlich hinter ihr her rannte. Die veraengstigte Frau liess das Fruehstuecksbrot
in Panik fallen und rannte zur Werkstatt. Der Waran verschlang das Wurst-Sandwich
und kehrte zu seinem Aussichtspunkt zurueck. Seitdem musste jeder, der an dem
stets hungrigen "Tuersteher" zufuss vorbei wollte, mindestens einige Scheiben
Toastbrot bereit halten und diese frueh genug in die Naehe der Echse werfen, um
ohne von ihr gejagt zu werden, passieren zu duerfen.
Der Waran blieb noch mehrere Wochen auf dem Plot, bis seine Spuren irgendwann
vom Plot aus in die Wildnis fuehrten.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 18.02.2025 16:20:06    Titel:
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Jon und Joe (Teil 5)

"Circus Circus"

An einer Laengsseite unseres Plots befanden sich drei kleine
gemauerte Haueschen die jeweils etwa 30 Meter voneinander
entfernt standen. Jon's Haus hatte einen kleinen Anbau mit
Dusche und Klo. Die beiden anderen hatten nur einen Wohnraum.
Irgendwann fragte Joe mich, ob wir ihm nicht auch ein "Bad"
mit Dusche und Klo anbauen koennten. Ich konnte gut nachvollziehen,
dass er bei Dunkelheit oder zeitweise kalten Temperaturen nicht
bis zu Jon's Haus laufen wollte. Ausserdem gab es dort kein
warmes Wasser aus der Leitung.
Wir beschlossen, an Joe's Haus ein Bad anzubauen. Rustikal, mit
moeglichst kleinem Aufwand an Arbeit und Kosten. Wir sahen im
Lagerraum nach, was noch an Material vorhanden war. Zement war
noch reichlich da, stabile Kanthoelzer und Wellblechplatten fuer das
Dach, ein kleines Fenster, eine Holztuer mit Rahmen, eine Kloschuessel,
Kunststoffleitungen in verschiedenem Durchmesser etc.....
Alles war vom Umbau unseres Hauses uebrig geblieben. Lokal
hergestellte Betonsteine fuer die Sickergrube hatten wir auch noch.
In unserem Flussbett gab es praktisch nur runde Flusskiesel, die
sich nur schwierig und langsam mauern liessen, also luden wir
in einem kleinen Zulauf, nur wenige Km entfernt, rotbraune, eckige
Natursteine, von denen man mehrere Reihen an einem Tag mauern
konnte, ohne dass die Mauer bei der Arbeit schon umkippte, auf
den Ford . Die Natursteine sollten aussen und innen sichtbar bleiben.
Sand holten wir aus unserem Flussbett.
Als der Anbau fertig war, leiteten wir das Wasser noch durch eine
Rolle aus schwarzem Kunststoffrohr auf dem Dach. Das war die
Solar-Warmwasserleitung.
Als Jon den Anbau bestaunte und Joe ihm stolz erklaerte, dass er
jetzt auch heiss duschen koenne, fragte Jon mich: "Mista.!?...Jon
kriege auch warme Omeba (Wasser) bei seine Haus ?"
"Wenn du willst, bauen wir dir das auch auf dein Dach", antwortete ich.
"Nee Mista, Sonne nix gutt....Feuer isse gutt....Donkie isse gutt",
meinte er dann. Als Donkie (Esel) bezeichnet man z.B. ein Blechfass
unter dem ein Feuer gemacht wird um das stehende oder durchfliessende
Leitungswasser zu erhitzen. Eine Luxusausfuehrung des Donkie wird
z.B. aus aus einer grossen, ausrangierten Gasflasche gebastelt. In
den gewoelbten Boden der Flasche wird mittig ein Loch von etwa
3-4 Zoll geschnitten/ gebrannt und ein entsprechendes, langes Rohr
als Rauchabzug eingeschweisst, der oben an der ehemaligen
Verschraubung wieder mittig verschweisst wird. Unter dem
Flaschenboden wird ein kleines Feuer in einem metallenen Windschutz
gemacht und die durch das Kaminrohr abziehende Hitze wirkt zusaetzlich
schnell auf der gesamten Hoehe, im Inneren der Flasche.
Unten wird Leitungswasser mit verschweissten Metall-Anschluessen
eingeleitet, oben wird es heiss wieder abgeleitet.
Dieser Donkie funktioniert schnell und mit wenig Brennmaterial.
Am naechsten Tag kaufte ich einen Donkie bei der oertlichen "Dorfschmiede"
fuer weniger als (umgerechnet) 40.- Euro.--- In den warmen/heissen
8-9 Monaten des Jahres reichte die taegliche Sonneneinstrahlung bereits,
um den schwarz lackierten Donkie so aufzuheizen, dass ein Feuer darunter
garnicht noetig war.---
Als wir Jon's Donkie angeschlossen hatten und gespannt darauf warteten,
wie schnell das Wasser heiss werden wuerde, unterhielten sich Jon und Joe
angeregt in "Oshiwambo". Zwischendurch hoerte ich immer wieder das
englische Wort "Circus" und einige "Oohh, uuuhh...neeee" von Jon, der
dabei aufgeregt gestikulierte.
Ich fragte Joe, worum es ging. Der erklaerte es mir: "Am Wochenende
kommt ein "Circus" in's Dorf. Ich will dahin und habe Jon gefragt, ob er
mitgeht. Er hat aber Angst vor dem Circus." "Wieso das denn", fragte ich.
"Als Jon noch als Junge im Owamboland lebte, kam ein Circus nach Ondangwa.
Die Leute aus der Umgebung hatten so etwas noch nicht gesehen und gingen
neugierig und in Scharen dorthin. Es gab ein grosses Zelt mit einigen
Vorfuehrungen. Als irgendwann Elefanten frei und nur einige Meter vor den
Zuschauern entfernt herumliefen, fluechteten viele Zuschauer aus der
Vorstellung. Sie kannten nur wilde Elefanten, die auf der Suche nach Nahrung
und Wasser durch ihre Krals zogen und alles zerstoerten. Jon war ebenfalls
herausgelaufen und hatte sich hinter einem kleineren Zelt versteckt. Dort
konnte er durch eine winzige Oeffnung sehen, wie ein "Zauberer" eine junge
Frau zuerst "fliegen" liess, sie danach in eine grosse Holzkiste legte und
dann die Kiste mit der Frau darin, vor allen Zuschauern, in der Mitte
durchsaegte.........."

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BeitragVerfasst am: 02.03.2025 14:17:08    Titel:
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In den Edelstein-Bergen

Unsere Gegend war ein Gebiet mit haeufigen Vorkommen verschiedener
Bodenschaetze. Es gab einige groessere, professionelle Minen aber auch
zahlreiche "Small Miners", die mit einfachsten Mitteln in den Bergen nach
"Klippen" (Steinen) suchten. Gemeint sind damit Edelsteine wie
Aquamarin, Amethyst, Granat, Turmalin.....etc.. Sie arbeiteten auf
Regierungsland, natuerlich ohne die erforderlichen Lizenzen.
Im Ort wurden praktisch staendig die Funde von diesen Diggern angeboten,
die sich nicht an professionelle Haendler/ Aufkaeufer veraeussern liessen.
Meist waren das kleinere Stuecke, die fuer umgerechnet 2-3...Euro an
der Strasse angeboten wurden. Vor dem Supermarkt und besonders an
der modernen Tankstelle, die auch sonst ein lebhafter Treffpunkt in unserem
kleinen Kaff war, gab es fast immer etwas zu sehen und zu kaufen.
Wenn Freunde aus D. zu Besuch waren, wollten sie staendig an die
lebendige Tanke. Nur so, zum Schauen.
Die kleinen Ueberland-Busse ("Owambo Express") stoppten zum Tanken,
die Passagiere kauften im Tank-Shop ein, rannten auf's Klo oder zu einem
Wand-Telefon. Touristen mit und ohne 4x4's hielten vor der Wueste dort noch
einmal an. Die wurden dann auch bevorzugt von den Steinverkaeufern
angequatscht, weil Touris meistens etwas kauften. Oft nur, um die laestigen
Burschen loszuwerden. Einmal, als Joe und ich im Auto noch eine Cola
tranken und dem Treiben dort zusahen, meinte Joe: "Ah Mista, den
da kennst du auch, oder?" "Ja, den mit der Narbe im Gesicht, aber die beiden
anderen kenne ich auch. Denen habe ich auch schon ein paar Steine abgekauft.
Immer wenn der Narbige ganz knapp bei Kasse ist, fragt er mich nach einem
Dollar oder nach einer Zigarette. Heute kann er wenigstens ein paar Steine
verkaufen, dann ist er wieder fluessig", antwortete ich. "Das ist "Two Times Six",
meinte Joe. "Wiieee heisst der?", fragte ich belustigt nach. "Two Times Six",
wiederholte Joe. "Er war in meiner Schulklasse und als ein neuer Lehrer ihn
nach seinem Alter fragte, antwortete er "2 x 6". Seitdem wird er nur noch so
genannt."
Einige Wochen spaeter standen wir wieder an der Tanke und schauten dem
geschaeftigen Treiben zu. Diesmal kam "2x6" auf uns zu und schlug mir
ein "Geschaeft" vor. "Mista, kauf' mir einen Kompressor, damit ich richtig
in den Bergen arbeiten und viele gute Klippen finden kann", meinte er.
"Aber wenn du nichts findest, kannst du nichtmal den Diesel fuer den
Kompressor bezahlen... und wenn der Kompressor ausfaellt oder in den Bergen
geklaut wird, ist das ein ganz schlechtes Geschaeft......besonders fuer mich",
erwiderte ich daraufhin. "Mista, komm' doch mal in die Berge und sieh dir mal
an, wo wir graben. Joe weiss wo das ist, der war frueher auch dort" , meinte "2x6".

Das stimmte, Joe hatte mir davon schon mehrmals erzaehlt.
Einige Tage spaeter gab es eine guten Grund dorthin zu fahren. Ich hatte
kuerzlich einen alten Landcruiser J6 mit 2 F Benzinmotor und 4-Gang-
Schaltgetriebe fuer umgerechnet 4000 Euro in Windhoek von Privat gekauft.
Das Geraet fuhr prima und hatte nur ein paar kleine Schrammen aus dem
Busch davongetragen.
Innen war er gut, technisch auch, obwohl er rund 350.000 Km auf dem
Tacho hatte. Es war wohl ein ehemaliges UN-Fahrzeug, weiss mit beiger
Ausstattung, Linkslenker, mit Beifahrer-Doppelsitzbank und grossem Tank.
Colorglas und Servo waren die einzigen Extras. Genau so, wie ich es mochte.
Er war kraeftig genug und "spritziger" als meine HJ 60 mit dem 4,0 L
Sauger-Diesel.

Also fuhren wir in die Berge. Joe zeigte mir eine Stelle, wo man zufuss,
auf einem Wildpfad, von der Gravelpad aus, hoeher in die Berge gehen
konnte. Dazu haetten wir den Toyota allerdings in der Naehe der Pad
einsam stehen lassen und noch ein gutes Stueck "bergwandern"
muessen. Beides waren keine Optionen. Deshalb umkreisten wir den Berg
um von der anderen Seite auf das hoeher gelegene Plateau der Digger zu
gelangen. Fahrend..... wie es sich gehoert.
Ueber eine immer steiler ansteigende, grosse Flaeche, zwischen zwei Bergketten,
ging es immer hoeher hinauf. Das lose Geroell wurde mehr und auch
groesser. Der J6 schaukelte und es polterte immer heftiger. Irgendwann
waren wir genug durchgeschuettelt worden und Joe meinte: "Hier
kann kann der Bakkie stehen bleiben, wir sind fast da." Auf einem
ausgetretenen Bergzebrapfad gingen wir noch etwa 200m bergauf und
sahen das Plateau der Digger direkt vor uns.
Der erste der Burschen beaeugte uns misstrauisch, als wir naeher kamen.
Joe sprach ihn in Damara an und der Digger taute langsam auf. Dann
zeigte er uns, wo wir "2x6" finden konnten. In unterschiedlichen Abstaenden
waren kleine Mulden und Loecher verschiedener Groesse und Tiefe in
den Boden gegraben worden, der Aushub lag daneben. Ein paar Digger
arbeiteten mit Hammer, Meissel, Pickhacke und Schaufel im Boden.
Mir fiel auf, dass ein leichter Verwesungsgeruch in der Luft lag. Joe meinte,
dass gelegentlich Wildtiere in die aelteren Loecher fallen und verenden,
falls sie nicht rechtzeitig von einem der Digger entdeckt wuerden. Dann
wuerden sie allerdings im Topf oder auf dem Grillrost landen.
Ausserdem munkelte man, dass auch schon Digger selbst in den Loechern
verschwunden seien. Durch Unfaelle oder auch, weil angeblich jemand
nachgeholfen hatte.
"2x6" arbeitete an einer vielversprechenden Stelle, wie er meinte, in
ca. 1,5m Tiefe. Tatsaechlich lugten lila-violettfarbene Amethyste aus dem
Boden, den er gerade freilegte. "2x6" war sicher, dass er einer
"big pocket" ganz nah gekommen war und arbeitete vorsichtig, um die
vermutete Stelle herum, um einen moeglichst grossen Brocken in einem
Teil, unbeschaedigt herauszubekommen. Der wuerde dann wirklich einen
sehr hohen Preis beim Aufkaeufer bringen. Immer mehr kleinere Stuecke
des Edelsteins tauchten auf und "2x6" sprach aufgeregt mit uns ueber den
bevorstehenden, grossen Fund. Das wuerde aber sicher noch mehrere
Stunden Arbeit erfordern, meinten die beiden.
Wir beschlossen zurueckzufahren.
Gut eine Woche spaeter sahen wir "2x6" wieder an der Tanke. In Begleitung
von zwei anderen Burschen kam er in einem fast neuen "Citi"-Golf an.
----Der Golf 1 wurde bis 2007 noch neu in Suedafrika gebaut, zuletzt mit
Motoren aus dem Golf 2 und 3, leider nur als 4-Tuerer.-----
"2x6" hatte den Golf vor Tagen gekauft, er liess sich aber chauffieren, da er
nicht fahren konnte, erzaehlte Joe, der per "Buschtrommel" schon alles
gehoert hatte.
"2x6" hatte tatsaechlich die riesige "Pocket" gefunden, die ihm sofort
250.000 N$ (25.000 Euro) eingebracht hatte. Nun lebte er auf grossem
Fuss und warf das Geld buchstaeblich zum Fenster hinaus. Er kaufte z.B.
eine Schachtel Zigaretten oder eine Dose Cola an der Tanke, bezahlte mit
einem 100N$-Schein (10 Euro) und nahm das Wechselgeld gar nicht mehr
an. Vor dem Tankshop zuendete er sich eine Zigarette mit einem 100N$-Schein
an.... so, dass alle Anwesenden es sehen konnten und den typisch afrikanischen
Poser "bewundern" mussten. Er und seine Kumpane fuhren herum, feierten,
tranken und brachten das Geld mit "Gals" (Maedels) und sonstwie durch.

Einige Wochen spaeter stoppten Joe und ich wieder einmal an der Tanke.
"2x6" stand alleine in einer Ecke herum, sah ziemlich abgerissen aus und
fragte sofort als er uns entdeckte, nach einer Zigarette.
Den Kompressor hatte er waehrend seines ploetzlichen und kurzen Reichtums
wohl vergessen.

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