 OT-Control


Mit dabei seit Mitte 2005 Wohnort: München Status: Verschollen
...und hat diesen Thread vor 6578 Tagen gestartet!
| Fahrzeuge 1. RR Classic 94 RHD |
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Verfasst am: 18.07.2007 12:22:22 Titel: Mal ein anderer Bericht |
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Weil ich gerade Zeit habe, ein Reisebericht der besonderen Art.
Beim Stöbern im Internet nach einer neuen Urlaubsherausforderung fand ich ein Forum über Namibia, dass ich interessiert beobachtete. Mit der Zeit entwickelte sich der Drang, dieses Land im tiefsten Afrika kennenzulernen. Ich bat ein in dem Forum vertretenes Unternehmen um eine detaillierte Ausarbeitung einer sechstägigen Reise. Sie sollte aber nicht so sein, wie diese Joli´s Georgs und sonst wie reisen. Nein, ich wollte nicht entspannt mit einem 2x4 Condor von Ort zu Ort, ich wollte was erleben. Bereits nach einer Woche bekam ich einen Vorschlag. In den nächsten 6 Monaten wurde diese Route in mehreren mehrstündigen Telefonkonferenzen pro Woche verfeinert. Zeitgleich belegte ich zwei Selbstverteidigungskurse und las mehrere Bücher über das Überleben in der Wildnis, das verhalten bei Angriffen durch wilde Tiere und den strategischen Umgang mit Eingeborenen.
Dann war es endlich soweit. Ich fuhr mit meinen drei Koffern mit der nötigsten Ausrüstung zum Flughafen, wo ich wie geplant 7 Stunden vor Abflug ankam. Man weiß ja nie, was bei Reisen in diese unterentwickelten Länder alles passieren kann. Bereits beim Einchecken fiel mir auf, mit welcher Unachtsamkeit die meisten Reisenden diese gefährliche Tour unternehmen wollten. Da waren doch glatt Leute über 50 und sogar Kinder dabei, ja gibt’s denn so was. Diese beiden Gruppen sind doch für Reisen in solche Länder denkbar ungeeignet. Da ich während eines Fluges, auch nachts, nicht schlafen kann, machte ich mich in den nächsten 10 Stunden mit allen Mitreisenden bekannt. Hierbei fiel mir auf, dass es die Kommunikation unter Menschen in den letzten Jahren seit meinem Ausflug in die Lüneburger Heide mit der Trachtengruppe stark gelitten hat. Es gab doch welche, die es nicht verstanden, wenn ich sie weckte und ein Gespräch suchte.
Direkt nach der Ankunft im fernen Afrika besetzte ich am Gepäckband die ersten 10m mit meinen 5 Transportwägen, man weiß ja nie, wo das Gepäck herauskommt. In der Ankunftshalle wurde ich, wie besprochen, von einem Einheimischen mit seinen zwei eingeborenen Trägern erwartet. Diese Träger flößten mir zuerst etwas Unbehagen ein, sie wurden aber gut geführt und zu meiner Überraschung sprachen diese auch, einer sogar deutsch.
Ich wurde mit 6 anderen Individualreisenden in einen Bus gebracht. Dieser fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit Richtung Hauptstadt. Die hohe Geschwindigkeit führte ich sofort auf das Problem der Überfälle zurück, denen wir damit entgingen.
In einem netten kleinen Hotel namens Kalahari Sands rüstete ich mich dann mit der Uniform der Einheimischen aus, um nicht gleich als Tourist erkannt zu werden. Das Khaki korrespondierte nicht wirklich mit meiner Hautfarbe, aber die Mütze mit Nackenschutz und die Schuhe aus einheimischen Tieren gefielen mir ganz gut. Ich war dann auch froh, meine weißen Adidasstrümpfe eingepackt zu haben, damit das Leder nicht so am Unterschenkel reibt. Schon am Mittag ging es dann los. Mit meinen Safaripartnern wurde ich dann in ein Expeditionsfahrzeug Marke Mercedes Sprinter gesetzt und es ging, wohl aus Sicherheitsgründen, im Konvoi mit anderen Fahrzeugen gen Norden. Ohne eine dieser gefährlichen Pausen kamen wir dann auch gegen Abend in einem stark gesicherten Fort namens Mount Etjo an. Bereits während der Fahrt konnte ich die Wildheit der Flora und Fauna entlang der wohl einzigen Straße in diesem Land genießen und war deshalb auch froh, in bewaffneter Begleitung durch einen Einheimischen Führer und seinen eingeborenen Fahrer zu sein. Nach einem guten deutschen Essen mit den anderen 192 Individualreisenden ging es zu einer Besichtigung des Forts, wo wir durch wohlbedachte Sicherheitsfenster die wilden Tiere, die uns wohl rochen und fressen wollten, sehen konnten. Auf der Rückfahrt passierte es dann,
Nachts genoss ich bis zum Einschlafen die vertrauten Geräusche der Bier trinkenden Safarigäste, die Klingelings der Spielautomaten, das Klackern der Kicker und die Fernseher. Sogar hier im tiefsten Süden der bekannten Welt hat der Fortschritt diesem armen Land Kultur gebracht. Obwohl, armes Land. Man sieht hier die Eingeborenen nicht nur Autos fahren, nein manche haben sogar eigene Reittiere und Kutschen, was das kostet. Das kann ich mir in Deutschland nicht leisten.
Am nächsten Morgen gab es ein Frühstück, leider ohne Leberwurst und Tchibo Kaffee, aber dafür bin ich ja nicht gekommen. Dann wurde ich dann mit meinen anderen Expeditionsteilnehmern über das sichere Verhalten im Fort unterrichtet. Hier gab es natürlich einen Kritikpunkt, den ich sofort bemängelte und den ich auch nach Rückkehr bei dem Reiseunternehmen zur Preisminderung bemängeln werde. Es wird nur gebrochen Deutsch gesprochen, so geht´s ja wohl nicht. Sie zeigten uns ein Cabrio für 12 Personen, mit dem sie uns unter Bewachung das unbekannte und gefährliche Umland zeigen wollten. Mein Hinweis auf die Gefahren durch die, teilweise wohl noch nicht richtig erforschte, Fauna wurde einfach ignoriert, ein weiterer Punkt für die Preisminderung. Auf Grund des Mitlesens in dem Forum war ich aber vorbereitet. Bereits in der Hauptstadt hatte ich die zur Bekämpfung der tödlichen fliegenden Ungeheuer nötigen Mittel in großen Gebinden erstanden. Die gesamte Kleidung wurde von innen und außen eingesprüht und das Ganzkörpermoskitonetz am Helm befestigt. Nach dem Befestigen der Gamaschen über den zwei langen Safarihosen und vor dem Anziehen der unbedingt nötigen Handschuhe nahm ich zur Sicherheit eine dreifache Ration meiner Malarone Tabletten. Es gab zwar welche, die meinten, im August und in dieser Höhe wäre das nicht nötig, aber nix da, ich war bestens informiert. Nur 600 km von hier ist Malaria Gebiet und ich habe hier auch schon Fliegen gesehen, sogar ganz große, die haben bestimmt viele Malarias dabei.
Beim beschwerlichen Einsteigen in das Gefährt stellte ich verwunderte Blicke der anderen, vollkommen falsch ausgerüsteten Expeditionsteilnehmer fest. Keiner hatte zwei Schlagstöcke, 4 Messer, drei Satellitentelefone und 10 Colaflaschen dabei. Mein Gott, was wollen die machen, wenn wir von wilden Tieren, Einheimischen oder dem Durst überfallen werden, ich kann nicht alle retten. Und schon ging es los, aber halt, der Fahrer war ein Eingeborener und sogar schwarz. Erst auf mein eindringliches Insistieren nach einem Begleiter der kaukasischen Rasse ging es drei Stunden später los. Und wie ich dachte, bereits nach Verlassen des Forts wurden wir von den Kindern der Wilden angegriffen. Sie riefen Schimpfworte wie „Sweeties“, „Money“ und andere unaussprechliche Dinge. Nur durch das beherzte Durchstarten des Führers konnten wir Ihnen entkommen, war ich froh, das wir keine Geiseln der Einheimischen wurden. Der Rest bis zur Rückkehr war langweilig. Es gab nur gestreifte Pferde, einheimische Hirsche, man nennt sie hier Oryx, Rehe mit dem Namen Gazelle oder Nutzvieh zu sehen. Zu dem Nutzvieh hatte unser Führer ein besonderes Verhältnis, er kannte sie alle und nannte sie scherzhaft „du Kuh du“. Hinter Zäunen wurden auch einige größeren Katzenartigen Tiere gehalten. Dabei schien mir die Organisation der Besitzer sehr nachteilig, müssen diese Tiere während einer Spazierfahrt mit Gästen mit rohem Fleisch gefüttert werden, das ist doch unappetitlich. Meine Mitfahrer schien diese Unlogik nicht zu stören, manchen waren sogar richtig enthusiastisch und filmten mit ihren Kameras, ohne wie ich zur Sicherheit aller die Umgebung genau nach Angreifern abzusuchen.
Nach der Rückkehr wurde uns wieder schmackhaftes Wiener Schnitzel, Bockwürste und Kartoffelsalat angeboten, stimmt schon, die wissen hier genau, wie man seine Gäste verwöhnt. Ein paar ganz Mutige aßen einheimische Kost, es hieß „Game Steak“ oder so, andere kauten auf brauner Lakritze, genannt „Biltonne“. Nene, ich esse nur, was ich kenne.
Am nächsten Morgen saß ich mit den anderen 175 Expeditionsteilnehmern beim Frühstück im Speisesaal und hing so meinen Gedanken nach. Heute sollte es weitergehen. Wir wollten uns zu einem anderen Fort, genannt Halali, in einem entfernten Landesteil durchschlagen. Ob das mal gut geht, aber ich hatte ja Aufregung gewollt. Nach Abfassen meines Testaments wurde das Gepäck verladen. Hierbei musste ich mich schon wieder über die Unbekümmertheit der anderen wundern. Ließen sie das doch von Eingeborenen machen, ja geht’s noch. Ich hatte mir doch erst heute morgen diverse Kunstgegenstände alter verschollener Kulturen erstanden. Die drei 2m hohen Giraffen, das Nashorn und die 14 Schalen aus Bast ließ ich nicht aus den Augen und deponierte sie auf den Beifahrersitzen, gut sollen die anderen mit ihrer Sporttasche im Gang stehen, ist ja nicht meine Schuld, das das Auto so klein ist.
Trotz der Angriffe der Mitreisenden schlief ich die meiste Zeit, war ja eh nichts los und übernahm in Halali meinen Bungalow. Bereits beim Einziehen hörte ich die wilden Tiere, was mich bewog, diesen sicheren Hort nur zum Essen unter Begleitung von mehreren Sicherheitsfachkräften zu verlassen. Deshalb setzte ich mich ans Fenster und beobachtete die Umgebung, so wie ich es zu Hause auch tue um die Falschfahrer aufzuschreiben. Unbekümmert wanderten die Leute herum und gingen zu einer Disko namens „Wasserloch“. Dort feierten sie die ganze Nacht und hatten keine Angst vor den wilden Tieren, Gott sei Dank ist nichts passiert.
Am nächsten Morgen saß ich mit den anderen 300 Gästen beim Frühstück und entschloss mich dann todesmutig auf meine Veranda zu setzen. Ich hatte natürlich das Pfefferspray in der Kübelspritze parat, also konnte nichts passieren. Als erstes fiel mir dann ein großer offener Lkw mit vielen jungen Menschen auf. Es musste sich hierbei wohl um Erntehelfer des Weinguts „Overlander“ handeln, so stand es zumindest auf dem Truck. Die Armen sollten wohl in Zelten schlafen, das Angstgeschrei der armen Leute war deutlich zu hören.
Kurz darauf kam ein Bus mit weiteren Überlebenden einer Expedition. Das gelang ihnen wohl nur, weil im Bus für jeden eine Überlebenskammer eingebaut war, der Veranstalter war wohl ein Ostfriese, hieß Rotel Tour oder so ähnlich. Es war also richtig was los, ich fühlte mich gleich wie zu Hause.
Und dann ging´s los. In der Beschreibung des Reisebüros wurde es als High Light beschrieben. Pirschfahrt durch den Etosha Park mit vielen Tiersichtungen im geeigneten Fahrzeug. Ha, wir haben hier auch Parks, da kommt man mit der U-Bahn hin und wird mit der Fahrradrikscha herumgeführt. Das wird schon was sein, dachte ich mir. Mein negatives Gefühl sollte mich nicht täuschen. Ich durfte weder meine antiken Einkäufe mitnehmen noch mein Überlebens-Set im eigens mitgebrachten Leiterwagen. Selbst die gut gemeinten Sandbleche aus meiner Ausstattung oder den Kompressor wollte der Fahrer nicht einpacken, na gut, er wird schon sehen, dass ich recht hatte. Ich bin nicht rechthaberisch veranlagt und deshalb fuhren wir schon nach zwei Stunden des Diskutierens los. Wir 38 Safariteilnehmer hatten in dem klimatisierten Off-Road Fahrzeug gut Platz, aber es gibt immer Böswillige, die einem den Tag versauen, Auf Grund meiner Forumskenntnisse hatte ich die beiden letzten Sitzreihen auf beiden Seiten besetzt, um schnell von einem Fenster zum anderen zu kommen, müssen da doch welche maulen, weil sie jetzt stehen müssen. Also für 150€ pro Stunde noch einen Sitzplatz verlangen finde ich schon frech, zu Hause fahren sie auch stehend in der S-Bahn.
Und dann, lauter Tiere links und rechts und vorn und hinten, völlig ohne Zuordnung, kein Schild, auf dem steht, was das für ein Tier ist, ständig rennen die Mitfahrer herum und kreischen und schreien, hätte ich nicht meinen neuen Laptop mit der Shrek III DVD dabei gehabt, hätte ich mich total gelangweilt. Aber ich wusste ja, morgen ist das vorbei und es geht zurück ins brodelnde Windhuk.
Der Rest verging wie immer, auch die Rückfahrt ins Kalahari Sand. Abends wurde mir ein Besuch in Joe´s Bierhaus vorgeschlagen. Obwohl ich das Hofbräuhaus in München kenne, dachte ich mir, warum nicht, mal was einheimisches zum Schluss. Und es war gut so. Bereits beim Ankommen wurde ich auf Grund meiner Kleidung als profunder Kenner der Wildnis erkannt und von den Neuankömmlingen gerne nach meinen Erlebnissen gefragt und mein Wissen gewürdigt. So will ich es auch wieder zu Hause machen und den Jungs im Forum mal erklären was Sache ist. Die nächsten Jahre werde ich mein Wissen weitergeben, das ich bei dieser einen Expedition in Deutsch Südwest Afrika unter wilden Tieren und Einheimischen, begleitet vom Tod und tödlichen Krankheiten, gemacht habe. Sie werden mir so dankbar sein und ich bin bestimmt bald Platinum Boarder. | |
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