 Doppel-Hybrid-Antrieb

Mit dabei seit Ende 2005 Wohnort: Allgäu Status: Verschollen
...und hat diesen Thread vor 3516 Tagen gestartet!
| Fahrzeuge 1. Dodge Ram 2500 Cummins 2. Chevy Trailblazer 3. Jeep CJ7 |
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Verfasst am: 07.12.2015 22:18:41 Titel: Ciao Granny! Scheiden tut weh! |
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Hallo,
heute hat mich nach gut 11 Jahren mein geliebter Granny verlassen. Genau genommen hat ihn ein Spediteur abgeholt, da ich das gute Stück zum Verkauf angeboten hatte.
2004 habe ich mir einen grünen ZJ mit dem 5,2 L V8 angeschafft. Es sollte als Trostpflaster für einen verunfallten W T3 Syncro dienen.
Nach wenigen Wochen habe ich in Langenaltheim ein Offroad-Fahrtraining absolviert. Dieses Training und ein seinerzeit sehr aktives Jeep-Forum haben mich schnell angefixt.
So wurden nach wenigen Wochen bereits 2" Spacer mit längeren Dämpfern bestellt. Die Spacer waren schnell montiert und ebenso schnell wieder draußen, da als Unfung erkannt. Statt dessen kamen die vorderen Federn nach hinten (bringt dort 3") und vorn kamen 3" Federn rein.
Damit passten dann auch 32x11,5 R16 unter die Kiste. Für den ersten Offroad-Urlaub bei Jonny Riedle (Ardeche 4x4) wuchsen dann Rockslider, Skidplates für VTG, Tank und Diffs an den Granny.
Da man bei Jonny in einer Woche eine Menge lernen konnte, nahm das Unheil seinen Lauf und ich begann mit Wettbewerben. Zuerst waren dies nur Trials im Süddeutschen und österreichischen Raum.
Noch ohne Sperren, konnte ich mit dem Dicken in der seriennahen Klasse etliche Pokale nach Hause holen. 2005 war ich als Zuschauer das erste Mal bei der Steinbeißer Trophy. Da war dann klar, dass die Steinbeißer 2006 einen Granny im Starterfeld haben sollte.
Es musste also weiter aufgerüstet werden. Aus 3" wurden 4,5 " RE-Fahrwerk. Eine Umrüstung des Verteilergetriebes von 249 auf 242 musste her. Das hohe Fahrwerk ermöglichte den Umstieg auf größere Räder - nun 255/85 R16 BFG MTs.
Die Achsen bekamen vorn und hinten True Track-Sperren. Natürlich musste auch eine an die Front, was nur in Verbindung mit einer YellowTop von Optima Sinn machte .
So ging es dann 2006 zur Steinbeißer. Leider wurde diese wegen eines schweren Unfalls seinerzeit vorzeitig beendet. Und das, wo wir doch gerade erfolgreich wieder einmal eine Steckachse getauscht hatten.
Steckachsen waren mit den 255/85 R16 (ca. 34"Räder) für die nächste Zeit das bestimmende Thema. Ich habe einige Zeit lang gefühlt alle Steckachsen, die gebraucht zu finden waren, aufgekauft. Zum Teil hat der schwere V8 in Verbindung mit einem auch recht schweren Gasfuß dafür gesorgt, dass wir während eines Trials zweimal Achsen gewechselt hatten und trotzdem noch vor dabei waren.
Böse Zungen ziehen mich heute noch mit der "La ola Welle" der Zuschauer auf, als ich mit knatterndem Drehzahlbegrenzer über einen Erdhügel geflogen bin.
Die Kärnten-Trophy hat dann sowohl die Vorderachse, als auch die Hinterachse aufgearbeitet. Vorn kam wiedermal Steckachsenersatz zum Einsatz. Hinten waren nun ein Detroit-Locker und verstärkte Steckachsen das Mittel der Wahl.
4,5" Fahrwerk mit Short-Arms waren nicht das richtige. Zumal die zusammengesackten 4,5" RE-Federn nun doch noch mit 2" Spacern gepimpt wurden.
Ein Longarm-Fahrwerk musste her. Kaufen in den USA - damals noch sauteuer. Also habe ich den ganzen Winter recherchiert, um dann endlich vom TÜV das OK für den geplanten Eigenbau zu erhalten.
7" Federn von Kevins Offroad in Verbindung mit AdcoSpacern brachten etwa 9" Höhe. Das Longarmfahrwerk brachte dann noch 6mm starke Framestiffener für den Unitbody-Frame mit ins Spiel. Der TÜV hat das Ganze vereinbarungsgemäß abgenommen. In dem Zuge wurde dann auch gleich noch die geänderte Lenkung abgenommen.
Das Longarmfahrwerk mit vorderen Radius-Arms und hinterem triangulated fourlink (was den hinteren Panhard überflüssig machte) war ein Verschränkungswunder.
Die beste Verschränkung konnte jedoch nichts daran ändern, das die vordere Dana30 einfach zu schwach war. Da kam das Angebot für einen Satz 44 aus einem JK Rubicon gerade recht. Zu damaliger Zeit hat man gerade erst zaghafte Gerüchte gehört, dass in Ami-Land die ersten Umbauten auf diese Achsen erfolgten. Mit den richtigen Verstärkungsteilen sei endlich Ruhe mit zerstörten Wellen. Also habe ich zugeschlagen und habe die Achsen unter den Dicken gebracht. Dabei wurde der Radstand schon mal vorsorglich um 4" gestreckt.
So ganz nebenbei wurde der Klima-Kompressor gegen eine zweite Lichtmaschine getauscht. Wenn zwei Limas, dann konnte man doch eigentlich auch gleich eine Doppelbatterieanlage einbauen. Diese machte aus Gewichtsgründen dann ja Sinn im Innenraum.
Der Visko-Lüfter flog raus, ein abschaltbarer E-Lüfter zog ein.
Ach ja der Innenraum - der bekam nach einem Beinahe-Umfaller einen regelkonformen und TÜV-fähigen Käfig. Wer schon einmal in einen geschlossenen Offroader einen Kafig selbst gebaut (heißt: gebogen und geschweißt) hat, weiß, was das für eine Action war.
Der Käfig ließ gerade noch Platz für neue . Ohne 8274 mit Doppelkopf und zwei Motoren war man in der Trophy-Scene nicht mehr gesellschaftsfähig. Die alte Frontwinch wanderte als Heckwinch nach hinten.
Mit der schnellen konnte man sich bei der nächsten Steinbeißer schneller als man schauen konnte senkrecht an irgendwelchen Bäumen hochwinchen (wie sich gezeigt hat, standen die Bäume für den Dicken zu eng, darum ging es hoch, statt durch).
In dieser legendären Setktion wurde meine Frau/Beifahrerin von einem Wespeschwarm, der unter dem Felsen wohnte, den sie sich als Ankerpunkt ausgesucht hatte, sechsmal ins Gesicht gestochen und meine Heckklappe fiel dem Gott der Steinbeißer um Opfer.
So wurde also ein Stahlrahmen an Stelle der Heckklappe gebogen, dieser wurde vollflächig mit Makrolon belegt und schwupp war die Sicht nach hinten gleich viel besser.
Die größte und letzte Versuchung stand aber noch bevor. Es stand allgemein die Aussage, dass mit 35" Rädern Ende am Granny sei. Größere Räder seien nicht unterzubringen im Radkasten - vom Lenkanschlag ganz zu schwiegen.
Dann stand hier in diesem verflixten Forum etwas von 37" Rädern im Jk-Lochkreis. Der Verkäufer war bekannt und vertrauenswürdig. Also - no risk no fun!!!
Durch den gestreckten Radstand und einigen Umbau- und Schweißarbeiten in den vorderen Radkästen konnten tatsächlich die 37ig-Zöller untergebracht werden. Was noch besser war, sie konnten voll ein und ausfedern und streiften bedingt durch die heftige der Felgen beim Einschlagen auch nicht an den Längslenkern.
Einmal mehr zeigte sich, geht nicht - gibt's nicht.
Der Granny war inzwischen fast nur noch mit einer Leiter zu besteigen. In Gelände war er eine Macht und kaum noch aufzuhalten.
Doch alles hat zwei Seiten. Auf der einen Seite gab es nur noch wenige Hindernisse, die der Granny nicht bewältigen konnte. Hier hatten wir nur die Protos zu fürchten.
Andererseits ist der Dicke durch die breiteren JK-Achsen und die mächtigen Räder so sehr in die Breite gegangen, dass auf Trials kein Blumentopf mehr zu holen war. Ein Tor, das auf 2,20 m gesteckt ist, mit einem Wagen zu durchfahren dessen Außenmaß an den Rädern rund 2,10 m beträgt, ist im verworfenen Gelände kaum möglich.
Zwei Umfaller später mussten dann noch Änderungen in Sachem Stabi vorgenommen werden. Es gab tolle Stabis von Currie (Antirock) und Teraflex-Swaybar für die Wrangler. Diese waren aber leider nicht passend für einen gestreckten Granny. Also wurden die Teile mit Hilfe von Drehstäben für vorn und hinten nachgebaut. Plötzlich war selbst der superhohe Granny wieder richtig stabil unterwegs.
Nun hatte ich das ultimative Offroad-Gerät. Aus Zeitgründen hatte ich mich aber immer nur beim TÜV rückversichert, dass alle meine Umbauten eintragungsfähig waren, die Eintragungen aber nie vorgenommen.
Hier im Süden de Republik wurde es immer schwieriger, Genehmigungen für Offroadveranstaltungen von den Landratsämtern zu bekommen. Immer mehr Veranstaltungen fielen aus. Zum Trophy fahren blieb keine Zeit mehr, schließlich war da eine Firma, die immer mehr brummte.
So kam es, dass der Haupteinsatz des Dicken das Schneeräumen mit dem Eigenbau-Räumschild wurde. Naturgemäß passiert so etwas im Winter, was bedeutet, dass der Dicke im Sommer nur noch im Hof stand und traurig unter der vom letzten Event verbliebenen Dreckschicht raus geschaut hat.
Steht das noch dafür, geht der Dicke am Ende noch vom Herumstehen kaputt? Soll ich doch die Eintragungen machen? Aber wann soll ich die nötigen Arbeiten machen?
Das waren so die Gedanken, die mir dann im Laufe dieses Jahres durch den Kopf gingen.
Irgendwann stellte ich den Dicken dann spontan bei Ebay-Motors ein. Der Mindestpreis war ok - Sofortkauf wäre noch mehr ok gewesen.
Aaaber - wer kauft denn schon ein Wettkampfauto ohne aktuellen TÜV? PFFF - eigentlich wollte man ja nur dem Weibchen seinen guten Willen zeigen. Drei Tage später waren es dann aber schon rund 70 Beobachter. Die ersten Kaufanfragen gingen ein. Das Ende der Auktion nahte.
Noch 1 Minute - immer noch unter dem Mindestpreis. Gottesurteil - Granny, du bleibst bei mir. Dann die letzten dramatischen Sekunden - und die Schallmauer war gebrochen, der Mindestpreis deutlich überboten.
Der Käufer meldete sich noch am gleichen Abend. Ein Trost, er möchte den Dicken artgerecht halten und nicht etwa der Teile willen schlachten.
Das Geld kam schnell per Überweisung. Der Granny ging dann heute per Spediteur raus.
Was bleibt? Erinnerungen an eine geile Zeit. Mein Dank an meine Mit-Schrauber Rainer und Mathe. Einen Riesendank an die beste Beifahrerin der Welt - meine Frau. Hey - welche Frau kaut während einer Trophy schon Wespen und merkt es vor lauter Adrenalin gar nicht?
Als kleinen Trost gab es nun ein Can Am Outlander ATV - schließlich muss ich ja mit irgendwas den Schnee wegräumen .
Ein Resümee:
Manchmal ist weniger mehr. Hätte ich den Dicken nicht immer weiter aufgeblasen, wäre er heute vielleicht als Daily-driver bei mir. Trotzdem hat es Spaß gemacht ans Limit des Machbaren zu gehen und selbst so ein Auto aufzubauen.
Es grüßt euch ein etwas sentimentaler GC-Bernd - künftig ohne GC.
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