Hallo lieber Besucher - Meld Dich kostenlos an und mach mit!
Offroad Forum :: Deutschlands größtes markenübergreifendes und werbefreies Allradforum
Login:    
Uganda - 2 Wochen auf (unfreiwilliger) Offroad-Tour

Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter =>

 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    Offroad Forum Foren-Übersicht -> Erlebnisse, Reiseberichte und Geschichten unterm Sternenhimmel Beiträge seit dem letzten Besuch anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
DuneHopper
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Wohnort: New Jersey / USA
Status: Urlaub


...und hat diesen Thread vor 4315 Tagen gestartet!


Fahrzeuge
1. Jeep Grand Cherokee WG 2.7CRD 2004
2. ex-Nissan XTerra 4.0S 2008
3. ex-Jeep Wrangler YJ 4.0 1993
BeitragVerfasst am: 29.09.2013 19:47:20    Titel: Uganda - 2 Wochen auf (unfreiwilliger) Offroad-Tour
 Antworten mit Zitat  

Hallo zusammen,

im August hat es uns 2 Wochen nach Uganda in Ostafrika verschlagen. Im Allgemeinen ein eher ungewöhnliches Reiseziel…was es doppelt spannend macht Ätsch

Was erwartet euch mit diesem Reisebericht:
Unsere Absicht war, eher eine „normale“ Rundreise durch ein touristisch noch nicht hochgradig „verdorbenes“ Land zu machen, bei der wir das Land und die Sehenswürdigkeiten erkunden konnten. Falls ihr über eine Hardcore-Offroad-Tour mit Camping abseits der Zivilisation und Überlebenskampf lesen wollt, muss ich euch leider vertrösten; vielleicht kommt das ja noch, denn Uganda eignet sich definitiv für sowas. Nunja, etwas unfreiwillig entwickelte sich die Reise zu einer 90%igen Offroad-Tour rotfl Die Eindrücke dieser Tour (teilweise Offroad-Eindrücke, aber auch ein paar andere Bilder) möchte ich gerne mit dem einen oder anderen teilen, der Interesse daran hat. Des Weiteren hat mir die Forumssuche verraten, dass Uganda als Reisebericht noch ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt ist. Vielleicht kann ich mit diesem Bericht auch ein paar Fragen beantworten, die dieses bereisenswerte Land betreffen.

Wie sind wir auf Uganda als Reiseziel gekommen?
Das lief etwas hopplahopp: Berufliche Einflußfaktoren haben es uns erst erlaubt, ca. 2 Wochen vor Abreise den eigentlichen Termin zu bestimmen. Alle anderen Ecken, wo wir gerne hinwollten, waren entweder von uns aus schlecht erreichbar (wir wohnen in Doha/Qatar), hatten grade kein geeignetes Wetter oder waren aufgrund der Hochsaison hoffnungslos überlaufen. Ein Kollege, der anlässlich der Streckeneröffnung von Qatar Airways Doha/Entebbe (der Flughafen der Hauptstadt Kampala) nach Uganda gereist ist, hat uns ein paar tolle Bilder gezeigt und zusammen mit der Beteuerung, dass sich das Land gut bereisen lässt, war die Entscheidung somit zackzack gefallen. Uganda ist allerdings nicht Mallorca; Informationen sind nicht immer leicht zu beschaffen; in Kombination mit dem Zeitdruck konnten wir insofern nicht immer die Gründlichkeit an den Tag legen, die wir eigentlich beanspruchen Heiligenschein



Karte von OpenStreetMap.org


Tag 1: Anreise von Doha (Qatar) über Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) nach Entebbe (bei Kampala/Uganda)
Wir landen pünktlich um 13.00 Uhr in Entebbe, ca. 40km von der Hauptstadt Kampala entfernt. Unser oben genannter Kollege hatte gemeint, dass die Straßenzustände nicht immer optimal seien; es sei zwar nicht unbedingt notwendig, aber sicherheitshalber würde er die Anmietung eines geländetauglichen Autos empfehlen. Gesagt, getan: EuropCar versprach uns ein Auto der „Category: Land Cruiser or similar“. Nach 1h Schlange bei der Ankunft (Visa on arrival für 50 US$) marschieren wir zum Mietwagen-Schalter und stellen uns auf eher Schlimmeres ein, aber glücklicherweise wurde es dann doch „or similar“, zumindest im weiteren Sinne: Wir haben einen Mitsubishi Pajero der dritten Generation erhalten (wurde von 1999-2006 gebaut, unser exaktes Baujahr war nicht in Erfahrung zu bringen, aber ganz alt war er noch nicht). Es war ein etwas durchzugsmüder Diesel mit Automatik; ich würde vermuten, dass es die 2.8l Maschine (125PS/294Nm) war, aber ich kenne mich bei Mitsubishi nicht so aus und könnte mich auch täuschen.
Der Wagen hat 160.000km auf der Uhr. Ich würde mal behaupten, dass das ein Privatwagen war, der mal eben an ein paar Touris weitergegeben wurde, aber er sollte seinen Dienst machen ;-) Nachdem der Wagen optisch einen fast passablen Eindruck macht, inspiziere ich als nächstes die Reifen: Abgefahrene Pirelli Scorpions. Mist, im Schlamm einer ungeteerten Nebenstraße können wir damit keinen Blumenpott gewinnen. Hatten wir zwar auch nicht vor, aber jetzt wissen wir definitiv, dass solche Ecken zu meiden sind, vor allem ohne nennenswerte Bergeausrüstung.
[Kleiner Zeitreiserückwärtssprung nach Doha: Wir packen unsere Taschen und ich fange mit wichtigen Sachen an: Eine mittelgoße Schaufel, die grade noch so diagonal in den Koffer passt, einen 8t-Bergegurt, Schraubenzieherset, Ratschenkoffer, Druckmesser und diversen Kleinkram. Könnt ihr euch in etwa vorstellen, was meine bessere Hälfte für Augen gemacht hat? Meine Antwort: „Das ist das gleiche Prinzip wie bei einem Kondom: Besser eins haben und nicht brauchen, als umgekehrt.“ rotfl ]
Wir steigen in den (rechtsgelenkten) Wagen ein: Der Tank ist annähernd leer. Also rollen wir erstmal vom Parkplatz an die Tankstelle. Diesel schlägt mit 3600 Schilling pro Liter zu Buche, umgerechnet ca. 1,05 EUR. Wir tanken fast 90 Liter.
Wir treten unsere erste Fahrt nach Kampala an. Es ist alles etwas hektisch, wir müssen noch bei verschiedenen Behörden vorbei und unsere „Permits“ abholen (mehr dazu später) und schlagen dann um 18.00 Uhr kurz vor Sonnenuntergang bei unserer ersten Behausung auf. Dies ist das Rezeptionsgebäude mit "Restaurant", Aufenthaltsraum, Terrasse mit Grill, etc.



Für 50 US$ pro Nacht und Zimmer erwarten wir nicht viel, aber die Hütte ist reichlich runtergekommen. Egal, passt schon; immerhin haben wir ein eigenes Zimmer mit eigenem Badezimmer. Dafür ist das „Red Chillis“ mitten in der Stadt und somit optimal platziert.



Nebendran sind Schlafsäle und Campingplätze. Wie kriegt der Kollege hier die ganze Ausrüstung auf sein Motorrad?



Solchen „Gefährten“ sollten wir noch öfter begegnen: Allrad-Lastwagen (am liebsten Mercedes), deren Koffer mit Busbestuhlung modifiziert wurde. Im Unterflur ist die Camping- und sonstige Ausrüstung, es waren meist 2 Fahrer und 1 Mechaniker dabei. Alle, mit denen wir gesprochen haben, waren restlos begeistert: Es sei eine tolle Art zu reisen, man sitzt hoch und sieht alles; obwohl es LKWs seien, wären sie überhaupt nicht schwerfällig und überhaupt würden die Fahrer ihren Job verstehen und den Motoren auch nix schenken… rotfl





Wir treffen natürlich auch auf diese Art von Verkehrsteilnehmern: Daneben sieht unser Fließband-Pajero ein wenig blass aus Hau mich, ich bin der Frühling



An diesem Abend ist „Pizza Special“ angesagt und wir sollen uns das doch auf gar keinen Fall entgehen lassen:





Nach einem leckeren Abendessen und ein paar einheimischen Hopfenkaltschalen fallen wir todmüde ins Bett mit der Hoffnung, ordentlich Schlaf nachholen zu können, denn wir wussten bereits, dass der nächste Tag deutlich aufregender werden sollte. Ätsch

_________________
"Offroading is the most fun, you can have with your cloths on." (Bruce Garland, Australian Rallyedriver)

The Movie: Desertdriving in Qatar

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
DuneHopper
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Wohnort: New Jersey / USA
Status: Urlaub


...und hat diesen Thread vor 4315 Tagen gestartet!


Fahrzeuge
1. Jeep Grand Cherokee WG 2.7CRD 2004
2. ex-Nissan XTerra 4.0S 2008
3. ex-Jeep Wrangler YJ 4.0 1993
BeitragVerfasst am: 30.09.2013 18:28:09    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Tag 2: Fahrt nach Jinja zum Riverrafting auf dem Nil
Der Touri-Stress ergreift uns: Zackiges Frühstück, packen, auschecken und Auto beladen Hau mich, ich bin der Frühling Auf dem Parkplatz sind wir auch um diese frühe Uhrzeit nicht ganz alleine, überall tummeln sich Affen (wie gesagt, wir sind mitten in der Stadt) und hüpfen von Wagendach zu Wagendach.



Eindrücke von Kampala (uns werden Bevölkerungszahlen von 800.000 bis 1,2 Millionen genannt; offiziell sollen hier 1,7 Millionen Menschen leben, aber ich schätze, mit der Zählung ist das so eine Sache…) haben wir gestern nicht wirklich sammeln können, aber die Stadt hat auch wirklich nicht sonderlich viel zu bieten. Das Stadtbild ist sehr einheitlich: Verkehrschaos überall, Wellblechbuden an den Straßenrändern, wo Händler alles Mögliche anbieten: Lebensmittel, Möbel, Tiere, Werkstätten, einfach alles. So wie hier sieht es überall aus:





Wir machen uns also auf den Weg durch Kampala in östlicher Richtung zum Städtchen Jinja. Für die Strecke von 120km brauchen wir gute 2h. Die Straße ist ganz ok und an das Slalomfahren zum Schlaglochausweichen gewöhnt man sich schnell:


Karte von OpenStreetMap.org

Die Stadt Jinja ist jetzt nicht so wirklich unser Ziel, sondern eher der Nil, dessen Stromschnellen wir bezwingen wollen Smile Wir folgen also dem Bus der Rafting-Agentur in endlich etwas ländlichere Gegenden, die nicht hoffungslos überlaufen sind.





Wir erreichen den Einstiegspunkt der Schlauchboote. Unser heutiger Captn hört auf den Namen BJ (Big Juma), hat bereits die meisten (und gefährlichsten) Stromschnellen in ganz Afrika bezwungen und fühlt sich auf dem Nil zu Hause.





Die umfangreiche Einweisung gibt uns langsam zu denken: Bestimmt 1 Stunde machen wir verschiedene Übungen, vor allem trainieren wir das Verhalten in Notfällen inkl. „Mann/Frau über Bord“ und Überschlag. Wir haben insgesamt 3 Schlauchboote mit Paddlern; desweiteren haben wir ein „Safety Raft“ (größeres Schlauchboot mit Erste-Hilfe-Ausrüstung, Berge-Ausrüstung, Satellitentelefon und was-weiss-ich-noch) und 6 Kayaks (die kurzen Ein-Mann-Paddler), die uns rausfischen sollen, falls wir über Bord gehen und nicht zurück zum Boot kommen. „These are your best friends in case of emergency, so always make sure that you know, where the closest one is.” So langsam wird’s uns mulmig, auf was haben wir uns da nur eingelassen? rotfl
Es geht los, unser Captn brüllt Befehle am laufenden Band, während er uns in die erste Stromschnelle steuert…



…und gekonnt hindurch: Geschafft!



Aber das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht: Insgesamt ist die Tour 21km lang mit 11 Stromschnellen. Nach 4h machen wir Pause und grillen am Ufer. Unsere Arme bestehen mittlerweile aus Pudding und hängen runter bis auf den Boden…und wir haben erst die Hälfte hinter uns rotfl



Was kommt denn da von rechts angerollt? Nee, oder?



Sowas nennt man wohl „volle Breitseite“ Hau mich, ich bin der Frühling



Insgesamt haben wir uns wacker geschlagen; die letzte Stromschnelle war die einzige, die uns komplett umgeworfen hat. Nunja, „Mann/Frau über Bord“ war ein gängiges Szenario :-D aber wir haben niemanden zurückgelassen Ätsch Allerdings haben fast alle „Souvenirs“ in Form von kleineren Verstauchungen und Abschürfungen :-D

Das war wirklich kein Tag für Weicheier rotfl Wir fahren nach Jinja in ein kleines, lokales Hotel und lecken erstmal bei einem Feierabendbier unsere Wunden von der Tour. Aber die war wirklich SAUGEIL YES


_________________
"Offroading is the most fun, you can have with your cloths on." (Bruce Garland, Australian Rallyedriver)

The Movie: Desertdriving in Qatar

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
DuneHopper
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Wohnort: New Jersey / USA
Status: Urlaub


...und hat diesen Thread vor 4315 Tagen gestartet!


Fahrzeuge
1. Jeep Grand Cherokee WG 2.7CRD 2004
2. ex-Nissan XTerra 4.0S 2008
3. ex-Jeep Wrangler YJ 4.0 1993
BeitragVerfasst am: 01.10.2013 17:44:41    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Tag 3: Einmal quer durchs ganze Land: Von Jinja zum Lake Bunyonyi

Der heutige Tag sollte etwas unspektakulärer werden, denn es heißt schlicht und einfach: Kilometer fressen. Wir denken uns nix allzu Böses und glauben an das Gute im Menschen bzw. an das Gute im Straßenbauer Hau mich, ich bin der Frühling Diesen Glauben sollten wir gegen Ende des Tages, spätestens am folgenden Tag verlieren.
Wir müssen quasi einmal quer durchs ganze Land.


Karte von OpenStreetMap.org

Unsere Kalkulation von 500km sollte sich als korrekt erweisen, nicht aber die unserer Durchschnittsgeschwindigkeit Hau mich, ich bin der Frühling
Der Äquator läuft auch durch Uganda; man hat also relativ genau 12h Tageslicht, und zwar von ca. 6.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Wir machen uns um 9.00 Uhr auf den Weg, uns bleiben also 9,5h Stunden Tageslicht. Da es in Uganda weder Straßenbeleuchtung noch Straßenschilder irgendeiner Art gibt, möchten wir unbedingt im Hellen ankommen. Wenn man im Dunkeln fährt, muss man sich also noch besser auskennen als bei Tag…beides trifft ja auf uns nicht zu Nee, oder? 9.5h sollten ja für 500km (auf der Straße) dicke reichen…denken wir…falsch gedacht. Zunächst ist alles super und super-unspannend:



Es fängt an zu schütten wie aus Eimern. Straßenhändler harren eisern aus, auch im Regen, und preisen ihre Fische an:



Wir überqueren den Äquator:



Die Gegenden werden immer ländlicher, wobei auch Dörfer nicht anders aussehen als Kampala: Serien von Wellblechhütten:



Die einheimischen Kühe tragen hier etwas imposantere Hörner als die deutschen:



Während am Vormittag das Verhältnis von geteerter Straße zu Schlaglöchern eindeutig zugunsten des Teers ausfiel, ändert sich dies, je weiter wir uns von Kampala entfernen. Der Slalom zwingt uns immer öfter zu Schrittgeschwindigkeit; es lohnt kaum, zwischen den Schlaglöchern Gas zu geben. Die Zeit rinnt uns wie Sand durch die Finger. Wir erreichen um 19.30 Uhr das Dörfchen, in dessen Nähe unser nächstes Hotel liegt und können tatsächlich noch die Abzweigung der ungeteerten Hotelauffahrt identifizieren, die uns mehrere Kilometer zum Hotel leitet. Um 20.00 Uhr sind wir endlich da, haben also für 500km ca. 10,5h gebraucht, obwohl der Gasfuß immer so schwer war wie nur irgend möglich. Das hört sich zwar blöd an, aber wenn man unter Zeitdruck steht, können 30 km/h ganz schön stressig sein rotfl
Und ab morgen ist Schluß mit Teer und der Offroad-„Spaß“ beginnt…aber das wissen wir ja noch nicht Ätsch

_________________
"Offroading is the most fun, you can have with your cloths on." (Bruce Garland, Australian Rallyedriver)

The Movie: Desertdriving in Qatar

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
DuneHopper
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Wohnort: New Jersey / USA
Status: Urlaub


...und hat diesen Thread vor 4315 Tagen gestartet!


Fahrzeuge
1. Jeep Grand Cherokee WG 2.7CRD 2004
2. ex-Nissan XTerra 4.0S 2008
3. ex-Jeep Wrangler YJ 4.0 1993
BeitragVerfasst am: 03.10.2013 21:49:28    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Tag 4: Lake Bunyonyi und Fahrt zum Bwindi Impenetrable Forest


Am nächsten Morgen schauen wir uns erstmal an, wo wir denn da im Dunkeln gelandet sind und siehe da: Es sieht ja echt nett aus Smile Und hier habe ich jetzt auch endlich mal ein Bild von unserem Pajero, der uns tapfer durch Uganda gefahren hat.



Wir haben ein Zimmer mit Aussicht auf den „Lake Bunyonyi“, in der Nähe der Grenze zu Ruanda. Dieser See ist mit über 900m Tiefe der zweittiefste See Afrikas.



Wir machen eine Bootstour, um uns die Umgebung etwas genauer anzuschauen:



Der Lake Bunyonyi hat insgesamt 29 Inseln, die größeren davon sind bewohnt.



Die Mehrheit der Bevölkerung sind Christen, insofern hat’s überall Kirchen (hier: auf der größten Insel):



Viele leben von der Fischerei und von der Landwirtschaft. Unser Captn erzählt, dass er hier geboren und aufgewachsen ist und bevor die Bevölkerung explodiert ist, waren die Berge um den See alle mit dichtem Dschungel bewachsen, was viel schöner war als die Plantagen, die jetzt in Etagen angelegt sind:



Unsere Behausung:



Nach einer 2-stündigen Bootstour am Vormittag packen wir wieder unsere Sachen. Die nächste Etappe bedeutet 120km, grob nach Norden, zum „Bwindi Impenetrable Forest“, was bereits der Höhepunkt unserer Reise sein sollte. Wir wollen nämlich die Berggorillas (die aus dem Film „Gorillas im Nebel“) besuchen und können es kaum erwarten. Wieder denken wir, dass 2-3h plus ein wenig Puffer für 120km dicke ausreichen sollte und fahren um 13.30 Uhr los.


Karte von OpenStreetMap.org

Auf dem Parkplatz steht neben unserem Pajero ein ansehnliches Gefährt. Man beachte den Bullenkopf vor’m Grill Supi





Dies hier war unsere Anfahrt von letzter Nacht. Ich halte exakt hier und öffne das (elektrische) Fenster, um eben dieses Foto zu machen:



Ich will das Fenster wieder schließen: Nix geht, das Fenster bleibt offen…auch die anderen (geschlossenen) Fenster lassen sich nicht bewegen. Motor an, Motor aus, Sicherungen überprüfen: Nix hilft. Mit offenem Fenster können wir in der Trockenzeit Ugandas auf roten Staubpisten keine halbe Stunde überleben und das Fenster abkleben ist auch Unsinn, schließlich wollen wir noch auf Fotosafari in den Nationalparks gehen. Also muss Hilfe her und wir fahren zum Hotel zurück. Der Gärtner hat grade Pause und bietet netterweise an, mit uns zum nächsten Ort zu fahren und eine Werkstatt zu suchen, denn alleine würden wir die niemals finden. Wir fahren also zusammen ein paar km zur nächsten Ortschaft „Kabale“ und besuchen die dortige Automeile:



Das sieht ja sehr vertrauenserweckend aus, aber zum Glück kann uns sowas nicht sonderlich schocken, denn die Werkstätten in unseren Breitengraden können bei sowas locker mithalten rotfl
Diese Ansammlung von Werkstätten soll uns also helfen können (unser Pajero ist der weiße, zweites Auto von links, hier schon mit der Verkleidung auf dem Dach abgelegt):



Der Chef (im grünen Hemd; auch hier gilt: einer arbeitet, 4-5 schauen zu) ist sich schnell sicher: Elektrik-Problem am Kipp-Schalter (der Fahrerseite). Der Schalter wird ausgebaut, ausgetauscht, der neue (gebrauchte) Schalter geht auch nicht, also weg mit der Verkleidung, aha, Kabel hat sich dabei gelöst, also wieder zusammenfummeln, aber wie rum denn jetzt, also probieren, klappt jetzt, aber das falsche Fenster bewegt sich, wieso denn das jetzt, also anderes Kabel rausreißen und so weiter und so fort…Die Zeit rinnt mal wieder dahin. Egal, der Chef wird’s schon richten und „irgendwie“ ist ja auch gut genug und wenn wir was in Qatar gelernt haben, dann ist es Geduld haben. Gegen 16.30 Uhr fangen wir aber dann doch an zu drängeln, schließlich haben wir noch geschätzte 2-3h Fahrt vor uns. Uns wird versichert, dass der Fehler gleich gefunden sei…und so weiter und so fort. Mittlerweise haben sich alle Fenster, auch das Fahrerfenster, irgendwann mal irgendwie durch irgendwas bewegt. Ich bitte den Werkstattmeister, einfach alle Fenster zu schließen, wir müssten jetzt wirklich los. Den einen Kabelbaum hat er jetzt wohl verstanden und kommt auf die geniale Idee, alles so zusammenzufummeln, dass jedes Fenster zumindest lokal angesteuert werden kann (d.h. 3 Schalter auf der Fahrerseite wären ohne Funktion und mit dem 4. Schalter kann ich zumindest mein eigenes Fenster steuern). In Anbetracht der Situation ist das wirklich eine gute Idee, denn es löst weitestgehend das Problem und macht uns Safari-tauglich. Insgeheim lobe ich meinen alten Wrangler mit Handkurbeln: Der Wagen ist zwar allgemein ein Alptraum, aber wo keine Elektrik ist, kann auch keine Elektrik kaputt gehen. 60.000 Schilling (17,50 EUR) will der Chef dafür haben und wir rollen nach 3h um 17.00 Uhr vom Hof. Wir geben natürlich auch dem Gärtner ein dickes Trinkgeld, der die ganze Zeit bei uns geblieben ist und immer übersetzt hat, da der Werkstattmeister des Englischen wohl nicht so mächtig war, was ihm etwas unangenehm gewesen ist. Aber alle haben uns wirklich sehr nett behandelt und wir haben uns gut aufgehoben gefühlt.



Wir haben also noch 1,5h Tageslicht, 120km müssen sich doch auch in 2h machen lassen, das wär doch gelacht…denkste. Wir folgen den Routenanweisungen, die „Primary Road“ (das sind die Straßen mit mehr oder weniger Teer) enden nun und wir fahren auf der „Secondary Road“. Darunter würde ich z.B. eine Art Landstraße verstehen. Tatsächlich sieht das allerdings so aus:



Das sieht ja noch ganz nett aus, aber schnell kann man da nicht fahren, bestenfalls zügig…wenn man sieht, wo man hinfährt Hau mich, ich bin der Frühling
Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen. Die „Straße“ (nennen wir es lieber „Pfad) ist oft eng, seeehr eng, die Kurven sind scharf, seeeehr scharf, und wir kommen mal wieder nur langsam voran:



In Uganda schüttet es fast täglich wie aus Eimern. Es dauert nicht lange, aber es reicht, um die Wassermassen ins Tal strömen zu lassen und auf dem Weg dorthin waschen sie die Pfade aus, was uns natürlich weiter runterbremst (man bedenke, dass wir uns immer noch auf einer „Secondary Road“, also keiner Nebenstraße, befinden). Mein eingangs erwähnter Kollege hatte ja gemeint, wir sollten uns sicherheitshalber einen Geländewagen mieten. Um eins vorweg zu nehmen: Ohne Geländewagen wären wir hoffnungslos abgesoffen (vielleicht nicht hier, aber später mit Sicherheit) rotfl



Die Sonne will Feierabend machen und hat keine Gnade mit uns:





Es ist stockdunkel und wir kriechen über Stock und Stein, im buchstäblichen Sinne. Wir fahren Richtung Gebirge, es geht steil bergauf, Steine ragen weit aus der Oberfläche raus. Die meiste Zeit erreichen wir bestenfalls Schrittgeschwindigkeit, oft liegen wir noch darunter. Unser nächstes Hotel ruft uns an und fragt besorgt, wo wir denn bleiben würden. Das ist ja echt nett, dass sie sich sorgen und uns sogar hinterhertelefonieren. Wir beschreiben unsere Position. „Ohjeh, sagt mal eurem Fahrer, dass er sich beeilen soll.“ „Äääähh, danke für den Hinweis, ICH bin der Fahrer.“ Schweigen…“Ihr fahrt selbst?!? Ihr habt keinen Fahrer?!? Ok, ich bewache das Telefon, ruft mich wieder an.“ Wir verstehen die Aufregung nicht so wirklich, aber gut. Weiter geht’s…in Schrittgeschwindigkeit. Jede Viertelstunde ruft der Rezeptionist besorgt an und ist erleichtert, dass wir uns immer noch nicht verfahren haben. Um 21.30 Uhr rollen wir schließlich auf den Hof; nach 4,5h für 120km. GESCHAFFT, ohne uns zu verfahren und dafür fühlen wir uns wie die Könige YES Meine Güte, DAS Bier hat echt gut geschmeckt rotfl


_________________
"Offroading is the most fun, you can have with your cloths on." (Bruce Garland, Australian Rallyedriver)

The Movie: Desertdriving in Qatar

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Peter_110
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Ende 2006
Status: Offline


BeitragVerfasst am: 03.10.2013 22:07:48    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Danke für den interessanten Bericht!

Cheers
Peter
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
flashman
Vertikalzeppelin, erdgebunden
Abenteurer


Mit dabei seit Mitte 2005
Wohnort: Limbach-Oberfrohna
Status: Offline


Fahrzeuge
1. Landcruiser HZJ105 Gelbe Plakette - Hmm, immernoch Ökoterrorist, oder?
2. Volvo XC90 Grüne Plakette - 20 Jahre alter Benziner oder wie ist das zu verstehen :-) ?
3. Mitsubishi Pajero V60 3.2DI-D
4. Opel Monty 3.5 V6 LPG Grüne Plakette - 20 Jahre alter Benziner oder wie ist das zu verstehen :-) ?
5. Air Patrol 2.0 Rallye Automobile Randgruppe - Menschen wie Sie braucht unser Land. Und falls nicht, können Sie noch immer in der mittleren Mongolei als Gnu-Dompteur anheuern.
BeitragVerfasst am: 03.10.2013 22:52:47    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Auch von mir ein Danke - Weiter so YES

_________________
Leben ist draußen. Denn wer das Abenteuer sucht, darf den Luxus nicht fürchten.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen
Hilti
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2005
Wohnort: Zürich
Status: Verschollen


Fahrzeuge
1. Santana PS-10, Jg. '05
2. VW LT 35 Doka, Jg. '92
BeitragVerfasst am: 04.10.2013 10:24:35    Titel:
 Antworten mit Zitat  

DAS ist Afrika!

Sehr gut beschrieben, macht Freude, zu lesen (und weckt Erinnerungen).


Hilti

_________________
Wer fragt, mag dumm erscheinen.
Wer nicht fragt, bleibt es.

Mit dem Santana quer durch Afrika
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen
sgm
Abenteurer
Abenteurer


Mit dabei seit Mitte 2006
Wohnort: Buchholz
Status: Verschollen


Fahrzeuge
1. Nissan Patrol Y61
2. Toyota LC J125 R.I.P.
BeitragVerfasst am: 04.10.2013 13:43:01    Titel:
 Antworten mit Zitat  

sieht doch nach lustigen Wegen aus Grins
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen
DuneHopper
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Wohnort: New Jersey / USA
Status: Urlaub


...und hat diesen Thread vor 4315 Tagen gestartet!


Fahrzeuge
1. Jeep Grand Cherokee WG 2.7CRD 2004
2. ex-Nissan XTerra 4.0S 2008
3. ex-Jeep Wrangler YJ 4.0 1993
BeitragVerfasst am: 04.10.2013 16:25:48    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Peter_110 hat folgendes geschrieben:
Danke für den interessanten Bericht!
Cheers
Peter


flashman hat folgendes geschrieben:
Auch von mir ein Danke - Weiter so YES


Hilti hat folgendes geschrieben:
DAS ist Afrika!
Sehr gut beschrieben, macht Freude, zu lesen (und weckt Erinnerungen).
Hilti


Vielen Dank Winke Winke Freut mich sehr, dass euch der Bericht gefällt und ihr mitlest Supi




Tag 5: Auf den Spuren von „Gorillas im Nebel“ – nur ohne Nebel…


Ich weiß, ich weiß, dies ist ein Offroad-Forum. Ich muss allerdings etwas vom Thema abweichen und bitte dafür vorab um Verzeihung: Wir sind zwar, zumindest technisch gesehen, offroad unterwegs Ätsch , allerdings größtenteils zu Fuß und weniger mit dem Auto. Heute besuchen wir nämlich die Berggorillas von Bwindi und da dies eines der größten Attraktionen von Uganda ist (meiner Ansicht nach ist das DIE Attraktion überhaupt von Uganda), kann ich mich nicht bremsen und möchte euch zumindest eine kleine Auswahl der knapp 1000 Bilder vom heutigen Tag zeigen.


Karten von OpenStreetMap.org

Der „Bwindi Impenetrable Forest“ (bedeutet „undurchdringlicher Wald“, und das sollten wir auch am eigenen Leib erfahren) besteht aus ca. 330 km² Bergdschungel an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Es ist eines der artenreichsten Ökosysteme Afrikas und beherbergt ca. 350 Berggorillas (was ungefähr die Hälfte der gesamten Berggorillaweltbevölkerung darstellt). Auch (und vor allem) Berggorillas sind in der Vergangenheit von Wilderern nicht verschont worden; abgehackte Gorillahände und –köpfe scheinen beliebte Trophäen gewesen zu sein. Der Zutritt zum Park und zu den Gorillas ist deswegen streng geregelt und wird akribisch von Rangern überwacht. Gorillas leben in Familien von ca. 5-40 Mitgliedern zusammen, 8 der Familien sind habituiert. Das bedeutet, sie wurden von Forschern und Rangern an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt (was sie nochmal angreifbarer für Wilderer macht und eine noch strengere Bewachung erfordert). Dieser Habituierungsprozess zieht sich über 3-5 Jahre; die Ranger gehen jeden (!) Tag zu den Gorillas und tasten sich immer näher ran (und werden natürlich regelmäßig von den Familienoberhäupten angegriffen und vertrieben) und nehmen mehr und mehr am Tagesablauf der Gorillas teil. Das sieht z.B. so aus, dass sie auch so tun, als ob sie das Gleiche essen wir die Gorillas, d.h. sie brechen Äste ab und tun so, als ob sie die Blätter essen. Es werden nur 8 Tickets pro Gorillafamilie pro Tag verkauft, d.h. jeden Tag können maximal 64 Touristen die Gorillas besuchen. Ihr könnt schon erahnen, dass der Aufwand, Touristen zu den Gorillas zu bringen, relativ hoch und entsprechend teuer ist. Um genau zu sein: SAUTEUER, ich musste die Zahl mehrmals lesen: 500 US$! Ja, ihr habt richtig gesehen und ja, natürlich ist das pro Person und nein, damit kauft man keine Unternehmensanteile. Nichtsdestotrotz sind die Tickets („Permits“) ständig ausverkauft und man muss Wochen, am besten Monate, im Voraus buchen. Da wir uns erst vor 2 Wochen zu dieser Tour entschlossen haben, haben wir echt Glück gehabt, noch 2 Permits zu bekommen und haben unsere Reiseroute entsprechend an diesem Datum ausrichten müssen.
Nebenbei erwähnt: Ruanda und die Demokratische Republik Kongo, wo die anderen Berggorillas wohnen, lassen sich den Besuch noch besser bezahlen: 750 US$ (Ruanda) und 900 US$ (Kongo) müssen dort auf den Tresen geblättert werden.
Hoffen wir also mal, dass diese Gelder wirklich dazu beitragen, dieses unglaubliche Gebiet mit allen seinen Bewohnern zu beschützen und zu erhalten. Der Griff so tief in die Geldbörse hat natürlich ganz schön weh getan, aber die Gelegenheit kommt wahrscheinlich so schnell nicht wieder (wenn überhaupt) und was sein muss, muss wohl sein…

Bei der gestrigen Anreise im Dunkeln haben wir natürlich nix von der Umgebung mitbekommen. Umso mehr genießen wir die Aussicht beim Frühstück:



Nach dem Frühstück fahren wir zur Ranger-Station, wo wir uns zur Überprüfung unserer Pässe und Permits melden müssen und parken dort…



…neben diesen Gefährten:





Das sind alles schwerst ausgerüstete und teilweise hoch modifizierte Geländewagen, wo wir uns mit unserem Fließband-Pajero, was ja eigentlich auch kein kleines Auto ist, doch ziemlich klein vorkommen rotfl

Der Kollege hier ist wohl zu einer Zeit hergefahren, wo die Leute dankbar über den Pfad gewesen wären, über den wir uns gestern noch beschwert haben, und parkt offensichtlich seitdem hier Ätsch



Der Chef-Ranger gibt uns eine umfassende Einweisung: Wenn wir die Gorillas sehen, Abstand halten, mindestens 7m, den Männchen, vor allem den Silberrücken nicht in die Augen sehen, wenn sie auf uns zugehen (das werten sie als Aggression), defensiv verhalten, etc.
Man beachte die Gummistiefel des Rangers: Ich finde, dass diese harten Typen, die am A… tschuldigung: am Gesäß der Welt arbeiten und jeden Tag durch den Dschungel kriechen, einen etwas martialischeren Auftritt verdient hätten, aber die Gummistiefel haben durchaus ihre Berechtigung. Erstens sind wir in einem Regenwald, überraschenderweise regnet es hier, was jeden Gang zu einer Schlammschlacht werden lässt. Zweitens klettern Feuerameisen mit wachsender Begeisterung an Hosenbeinen und weiter in der Hose hoch. Die Viecher sind zwar nicht gefährlich, brennen aber wie die Hölle. Das muss ja nicht sein, d.h. entweder Gummistiefel (wie die Ranger), oder Gamaschen (wie die Dame links) oder zumindest die Hosenbeine in die Socken stecken.



Man kauft seine Permits/Tickets direkt per Gorilla-Familie. Der Name unserer Gorilla-Familie lautet „Habinyanja“ und besteht aus 30 Familienmitgliedern, die von einem Silberrücken („Silver Back“: wenn die Männchen 13 Jahre alt werden, wird das schwarze Fell am Rücken grau) angeführt werden.
Dies ist unsere Rangerin, die den Trupp befehligt und anleitet. Die Dame ist Ende 20, spricht ein super Englisch, macht den Job seit 10 Jahren, kennt sich sehr gut aus und die Jungs stehen stramm, wenn die Chefin die Instruktionen verteilt Ätsch



Es soll jetzt losgehen; wir sollen zum Absetzpunkt fahren und von dort aus weiterlaufen. Gut, wo ist der Bus, der uns dort hinbringt? Rangerin: Na, hier gibt’s keinen Bus, euer Fahrer fährt euch natürlich mit eurem Auto und wartet dann auf eure Rückkehr. Na super, ich vergleiche nochmal unseren Pajero mit den Survival-Maschinen, die daneben parken. Ob der Wagen für die Strecke gut genug ist? Klar, lacht sie, und schwupps sitzt sie mit 2 Soldaten mit AK47 in unserem Auto. Aha, so wird das also gespielt.
Na gut, endlich geht’s los. Ich versuche, mit den einheimischen Fahrern mitzuhalten, die gnadenlos ihre Buschtaxis über die Schlaglöcher prügeln. Ich gebe auf, fahre mein eigenes Tempo und wir kommen ein paar Minuten später als die anderen an. Nach einer einstündigen, haarsträubenden Verfolgungsjagd 25km über Stock und Stein stellen wir hier unsere Autos am Wegesrand ab und laufen zu Fuß weiter:



Wer ist eigentlich „wir“? 1 Rangerin (Anführerin der Truppe), 2 Soldaten mit AK47 (natürlich nur zum in-die-Luft-schießen, falls Berg-Elefanten kommen), 3 Macheten-Jungs (sollen den undurchdringlichen Urwald zumindest halbwegs auseinanderschlagen), 8 Touris, ca. ein Dutzend Träger (die anderen 6 Touris hatten sich alle Träger angeheuert, wir haben unsere Sachen selbst getragen) sowie 3 Pfadfinder, die ca. 1 Stunde Vorsprung vor uns haben und versuchen, die Gorillas aufzuspüren (Gorillas „wandern“ jeden Tag ca. 3-5km) und uns mit Funkgeräten in die richtige Richtung lotsen. Es sind also ca. 20 Leute notwendig, um 8 Touris durch den Dschungel zu schleusen:



Regenwald?!? Pustekuchen rotfl Es hat seit Tagen nicht geregnet, wir schleppen (zum Glück) unsere Regenausrüstung umsonst mit. Dafür ist es schweineheiß und ich bin schon nach der ersten Stunde nassgeschwitzt, denn es geht steil bergauf…und bergab…und wieder bergauf…und zickzack hin und zickzackher…



Die Träger sind nicht nur dazu da, die Rücksäcke der Touris zu tragen. Die Jungs leisten auch eine sogenannte „Push- and Pull-Assistance“. Das sieht folgendermaßen aus: Wenn es steil (bzw. zu steil) bergauf geht, zieht ein Träger die Hand von einem Touri und ein anderer Träger fasst die Touris am Gesäß und schiebt sie den Berg rauf (zu sehen am unteren Bildrand). Anfangs wirken die Damen noch etwas pikiert, aber ganz schnell macht sich der Vorteil von diesem Service bemerkbar und mit einem Schlag sind alle Berührungsängste wie weggewischt rotfl Wir beide kommen allerdings alleine zurecht Ätsch

Noch haben wir einen Pfad…



…jetzt nicht mehr. Und da sollen wir durch?!? Na, Prost Mahlzeit rotfl





Auf einmal geht ein wenig Aufregung durch die Ranger: Psssst, alle Mann ruhig, Rucksäcke ablegen und liegen lassen und nur die Kameras weiter mitnehmen. Klar, was das bedeutet: Nach einem 3-stündigem Kampf durch den Dschungel haben wir die Gorillas gefunden. Und gleich die erste Begegnung ist eine Mutter mit Baby:









Dies ist mein absolutes Lieblingsbild, was meiner besseren Hälfte mit ihrer kleinen Pocketkamera gelungen ist:



Die Ranger führen uns, entgegen der Einweisung anfangs, bis auf 3m an die Gorillas ran. Der Kollege hier hört das Klicken meiner Kamera und lässt mein Blut mit seinem Blick gefrieren. Ääääähhh, ich geh dann mal wieder rotfl



Guten Appetit:





Man bedenke nochmal, dass wir es hier mit wilden Tieren in freier Wildbahn zu tun haben und nicht in einem Zoo sind, wo uns Gitter schützen. Und dann geschieht es: Es raschelt und kracht im Gebälk und der Chef persönlich marschiert an uns vorbei. 200kg Kampfgewicht, 2m groß, und eins kann ich euch sagen: Da war nix mit zickzack, DER Typ ist einfach geradeaus marschiert rotfl und hat dabei eine imposante Schneise zurückgelassen.





Wir sind schwerstens beeindruckt; das ist wirklich ein einmaliges Erlebnis:





Ca. die Hälfte der Familienmitglieder hat sich auf einer Lichtung versammelt, die Kleinen spielen mit den Halbwüchsigen und ihrer Müttern. So, kommen wir zur Quizfrage: Wer kann alle Hände, Füsse, Arme und Beine zuordnen? :-D





Wir kriegen einfach nicht genug. Nach 1h versuchen die Ranger, uns zum Aufbruch zu bewegen, schließlich müssen wir uns auch wieder zurück zur Basis durchkämpfen.
Der Rückweg ist ebenfalls sehr kräftezehrend und wir werden immer langsamer, einige Touris kommen wohl so langsam an ihre Belastungsgrenze. Die Rangerin meint, dass sie auch schon Touren hatte, wo die Leute aufgegeben haben und die armen Träger die Touris tatsächlich aus dem Wald getragen haben. Meine bessere Hälfte will eine Verschnaufpause nutzen und ein Bild von einem Soldaten machen. „Der ist Soldat, der darf nicht lächeln.“ Meine Chefin lächelt ihn zuckersüß an und meint, sie würde es auch wirklich nicht seinen Freunden erzählen rotfl



Einer der Machetenjungs; die dürfen schließlich lächeln rotfl



Wir sind wieder raus aus dem Dschungel. Kaum zu glauben, dass wir uns wirklich hier durchgekämpft haben:



Und unsere Autos stehen auch noch da, wo wir sie zurückgelassen haben. Wir fahren wieder mit Rangerin und 2 AK47-Soldaten im Gepäck zur Basis zurück:



Wir sind heil zurück, es gibt ein kurzes Debriefing. Ich hatte einen GPS-Tracker in der Hosentasche mitlaufen lassen: Insgesamt sind wir 11,4km durch den Dschungel geklettert und haben dafür 6,5h gebraucht. Wir beide waren noch nicht so wirklich an der Grenze unserer Kräfte angekommen, aber andere in der Gruppe sind etwas reifer als wir bzw. untrainiert und nicht wirklich in Form und völlig am Ende. Sie sind sich einig: Ein einmaliges und atemberaubendes Erlebnis, aber „never, ever again“. Wir beide schauen uns an und sind uns wortlos einig: Am liebsten würden wir morgen die gleiche Tour nochmal machen Supi
…aber erstmal gibt es ein Feierabendbier rotfl beim Versuch, die Eindrücke des Tages irgendwie im Kopf zu sortieren...und dann fallen wir in einen seeehr tiefen Schlaf...


_________________
"Offroading is the most fun, you can have with your cloths on." (Bruce Garland, Australian Rallyedriver)

The Movie: Desertdriving in Qatar

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
dario_zh
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2010
Wohnort: Siebnen
Status: Offline


Fahrzeuge
1. Toyota HDJ 80 1997
2. Tesla M3
BeitragVerfasst am: 04.10.2013 22:00:20    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Sehr gut geschrieben, danke!

Ich habe eine oder zwei Folgen von Top Gear UK in den Gegend im TV gesehen, deine Bilder bestätigen meinen ersten Eindruck, wunderbar!

Gruss Dario

_________________
---- Never Stop Exploring ----
https://overtheroof.blog/
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
0815
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2008
Status: Verschollen


Fahrzeuge
1. Kramer 212
2. TCM 2,5
3. Iseki Landshope 135
4. Peripoli TIR 5o
5. Freeride E SM
6. ECX 200
7. LC4 Adventure
8. K1300 GT
BeitragVerfasst am: 04.10.2013 22:29:36    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Mein gößter Neid ist dir sicher! Hau mich, ich bin der Frühling


Danke das Du uns teilhaben läßt!

Gruß Lars
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
ilten
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Status: Verschollen


BeitragVerfasst am: 05.10.2013 13:57:57    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Toller Bericht. Vielen Dank!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
DuneHopper
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2011
Wohnort: New Jersey / USA
Status: Urlaub


...und hat diesen Thread vor 4315 Tagen gestartet!


Fahrzeuge
1. Jeep Grand Cherokee WG 2.7CRD 2004
2. ex-Nissan XTerra 4.0S 2008
3. ex-Jeep Wrangler YJ 4.0 1993
BeitragVerfasst am: 05.10.2013 16:22:35    Titel:
 Antworten mit Zitat  

dario_zh hat folgendes geschrieben:
Sehr gut geschrieben, danke!
Ich habe eine oder zwei Folgen von Top Gear UK in den Gegend im TV gesehen, deine Bilder bestätigen meinen ersten Eindruck, wunderbar!
Gruss Dario



0815 hat folgendes geschrieben:
Mein gößter Neid ist dir sicher! Hau mich, ich bin der Frühling
Danke das Du uns teilhaben läßt!
Gruß Lars



ilten hat folgendes geschrieben:
Toller Bericht. Vielen Dank!


Vielen Dank Winke Winke Freut mich, dass ihr dabei seid Supi




Tag 6: Fahrt zum Queen Elizabeth Nationalpark…oder doch mitten durch?


Wir sind wieder halbwegs bei Kräften, aber der gestrige Tag steckt uns doch noch etwas in den Knochen. Ist aber auch egal, denn heute werden wir gemütlich im Auto sitzen. Wobei die Betonung auf „gemütlich“ liegt, denn wir fahren heute zum Queen Elizabeth Nationalpark, was ca. 200km sind. Ursprünglich war geplant, spätestens zum Mittag dort anzukommen und noch mindestens den halben Tag im Park zu verbringen, aber nach den Erfahrungen der letzten Tage sind wir etwas konservativer mit der Kalkulation der Fahrzeiten geworden Ätsch


Karte von OpenStreetMap.org

Wir stehen also nicht ganz so früh auf, frühstücken in Ruhe und machen uns dann langsam auf den Weg:



Aha, dann ist ja alles klar rotfl Das Schild steht wohl schon eine Weile hier, aber wir können entziffern, dass wir Richtung Queen Elizabeth Nationalpark in der richtigen Richtung unterwegs sind:



Obwohl wir auf einer Hauptstraße zweiten Grades unterwegs sind (wir werden noch rausfinden, wie Nebenstraßen aussehen rotfl ), wollen wir auf keinen Fall an einer Tankstelle vorbeifahren, egal, wieviel Sprit wir noch an Bord haben:



Und weiter geht’s. Endlich wird’s mal etwas einsamer. Bisher hatte es uns etwas gestört, dass das Land so unglaublich voll ist. Egal, wo man unterwegs ist, überall hat’s Dörfer und wo keine Dörfer sind, hat’s Reihen von Hütten und wo keine Hütten waren, laufen immer noch die Menschenmassen auf der Straße. Bis jetzt waren wir keine 5 Minuten unterwegs, ohne jemandem zu begegnen.



Und da steht er auf einmal in ein paar hundert Metern Entfernung, einfach so: Super klasse, unser erster Elefant auf der Tour Supi Und dabei sind wir ja noch gar nicht im Park angekommen…



Ääääähhh…und keinen Kilometer weiter steht der Nächste, dieses Mal sogar etwas näher an der Straße. Ja, ist denn heut scho Weihnachten? Hau mich, ich bin der Frühling



Wir fahren weiter…



…und so langsam können’s wir nicht glauben: Da steht schon wieder einer, jetzt keine 5 Meter neben der (öffentlichen) Straße:





Es wird immer voller. Wir kommen schon wieder nur langsam voran, heute aber nicht wegen der schlechten Straßen, sondern wir müssen alle Naslang stehen bleiben zum Gucken und Fotografieren Ätsch





Das hört ja gar nicht mehr auf. Die stehen an der Straße Spalier, als ob sie jemand für uns bestellt hätte. Wie soll das dann erst innerhalb des Parks werden?





Auch die Pavian-Herden müssen erstmal verscheucht werden, bevor wir weiterfahren können:



Wir haben den größten Teil der Strecke hinter uns und biegen auf einer T-Kreuzung ab. Beinahe hätte ich „Hurra, eine geteerte Straße und kaum Schlaglöcher“ gerufen, aber heute war das ja eine entspannte Fahrt ohne Zeitdruck und mit unerwarteter Fotosafari. Supi Und auch hier steht ein Begrüßungskommittee für uns:



Wir kommen bei unserem Hotel am „Lake George“ an, dass für die nächsten 2 Tage unsere Basis für Ausflüge in den Park sein soll:



Hauptgebäude mit Rezeption und Restaurant:



Unser Hüttchen verspricht einen sehr netten Aufenthalt:



Wir sollten bald herausfinden, warum die Terrasse auf Stelzen steht ;-) Dazu später mehr:



Wir schauen uns die Warmwasserversorgung (am rechten Bildrand) an:



Das Wasser wird in den Speicher gepumpt, unter dem ein Feuer angezündet wird. Ergo: Erst Bescheid sagen, dann 20 Minuten, dann warm duschen Hau mich, ich bin der Frühling



Ausblick vom Bett auf Lake George:



Blick auf Lake George…und wir finden in der Nacht heraus, dass wir nicht die einzigen Bewohner hier sind Ätsch



„Kein Bier vor 4“, aber man kann ja mal ne Ausnahme machen rotfl Wir vergammeln also die letzten Fetzen Tageslicht auf dem Balkon und schauen uns nochmal die Bilder vom Vortag an.

_________________
"Offroading is the most fun, you can have with your cloths on." (Bruce Garland, Australian Rallyedriver)

The Movie: Desertdriving in Qatar

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Surfy
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Anfang 2011
Wohnort: Schweiz
Status: Urlaub


Fahrzeuge
1. Land Cruiser 200, seit 2022 VW T6.1 4x4 mit Difflock
BeitragVerfasst am: 05.10.2013 21:38:17    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Danke fürs mitreisen lassen Grins

Super Fotos & gut geschrieben Smile

Surfy

_________________
___________________________
Transafrika über die Westroute

4x4tripping - Über das Reisen im 4x4: Tipps, Trips, Ideen und Equipment
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Tinie
Offroader
Offroader


Mit dabei seit Mitte 2009
Wohnort: Hamburg
Status: Verschollen


Fahrzeuge
1. Land Rover Discovery I Grüne Plakette - 20 Jahre alter Benziner oder wie ist das zu verstehen :-) ?
BeitragVerfasst am: 06.10.2013 10:10:54    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Moin.

Joooh..., auch von mir einen lieben Dank für diese tollen Bilder Respekt

vor allem für die süßen Gorilla Bilder! Love it

Einen lieben Gruß aus Hamburg.
Tinie.

Winke Winke

_________________
Land Rover Discovery I 200 Tdi, Bj.: 1993 mit WoMo Zulassung und 270.000 km -----> und weiter geht die wilde Fahrt!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    Offroad Forum Foren-Übersicht -> Erlebnisse, Reiseberichte und Geschichten unterm Sternenhimmel Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter =>
Seite 1 von 3 Beiträge seit dem letzten Besuch anzeigen || Nach oben
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.
Du kannst Dateien in diesem Forum posten
Du kannst Dateien in diesem Forum herunterladen


Forensicherheit

2.470156400247E+19 Angriffe abgewehrt

Zeit für Seitenerstellung: 0.658  Sekunden 

Software: phpBB © phpBB Group :: Extensions: flashman.TV :: Impressum + Rechtliches :: Datenschutzerklärung :: Das Team im Überblick :: Filter- und PN-Ignorier-Einstellungen