Weltrevolution?!

Verfasst am: 31.12.2005 03:11:58 Titel: Weltrevolution?!

Nachdem es an anderer Stelle erwähnt und von bondgirl hinterfragt wurde hier ein Erklärungsversuch:

Die Weltrevolution

Eine Revolution bezeichnet in der Soziologie immer einen radikalen und meist, jedoch nicht immer einen gewalttätigen Umsturz(-versuch)der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, der von einer organisierten (nicht notwendig geheimen) Gruppierung von Neuerern getragen wird und die Unterstützung größerer Bevölkerungsteile findet. Doch auch „Friedliche Revolutionen“ sind möglich. Oft wird der Begriff der Emanzipation hinzu genommen, die Idee eines sozialen oder politischen Freiheitsgewinns für den Einzelnen. Der Stellenwert der einzelnen Kriterien für die Definition einer Revolution ist durchaus umstritten.

Soweit Wikipedia, soweit so gut. Tatsache ist, dass es in der Natur des Menschen und von ihm gebildeter Gesellschaften liegt entstehende oder manifestierte, tatsächliche oder empfundene soziale Schieflagen ausgleichen zu wollen. Inwieweit dieser Ausgleichsprozess auf demselben Prinzip basiert, wie auch in der Naturwissenschaft und Umwelt vorkommende Ausgleichszwänge, ist noch nicht ausreichend untersucht, aber auch schwer belegbar. Dennoch wäre es nicht verwunderlich wenn sich auch das selbsternannt höchstentwickelte Wesen auf diesem Planeten Gesetzen der irdischen Grundordnung stellen und beugen müsste.

Es ist also eine grundsätzliche Notwendigkeit von revolutionären Bewegungen festzuhalten. Waren diese früher vor allem auf Regionen/Nationen begrenzt, so hat doch spätestens das letzte Jahrhundert gezeigt, dass eine solche Begrenzung schwer möglich ist und umgekehrt von den Revolutionären auch immer weniger gewollt ist. Gerade eine Solidarisierung über nationale Grenzen hinweg gibt der „Sache“ der Revolution zusätzliche Legitimation, wird doch die Richtigkeit der eigenen Thesen und Ziele wahrscheinlicher und für Dritte glaubwürdiger.

Die Solidarisierung vergangener Revolutionen über Grenzen und Kontinente hinweg hat zum einen unter unterschiedlichen Lebensbedingungen und damit unterschiedlichen Problemstellungen, später aber auch immer unter begrenzten Möglichkeiten der Kommunikation gelitten. Das ist mit Öffnung und Nutzung des Internets für ständig wachsende Teile der Weltbevölkerung ein Problem der Vergangenheit. Information, Solidarisierung, Organisation und Propaganda sind mit Hilfe moderner Medien schneller möglich als jemals zuvor.

Gleichzeitig wachsen globale Probleme schneller als erwartet und schaffen ein übernationales Bewusstsein, das sich wiederum kommunikativ im Internet nachlesbar wieder findet. Und das wiederum dazu führt daß totalitäre Systeme versuchen das Internet in ihrem Machtbereich zu kontrollieren. Aber auch reaktionäre Regierungen wie zurzeit die amerikanische Bush Administration den Rest der Welt daran zu erinnern, dass das Internet ihnen „gehört“. Es ist davon auszugehen, dass die strategischen Hardliner einer Bush oder auch Putin Regierung sehr genau beobachten und prognostizieren, was sich an revolutionärem Potential in der virtuellen Welt des Internets bildet.

Es darf nämlich davon ausgegangen werden, dass große Teile der Weltbevölkerung im Anblick kommender Probleme auch die Frage aufwerfen, ob wir gut regiert werden, sowohl im System als auch in Bezug auf die handelnden Personen. Und diese Frage auch in den Kommunikationssystemen intensiv gestellt wird.
Oder die zunehmende Distanz der Kapitalmärkte, Industrien oder Konzerne von gesellschaftlicher Verantwortung, die sich –kläglich versteckt hinter dem Postulat „Globalisierung“- so ausdrückt, dass eine wirtschaftliche Schattenmacht entsteht, die nahezu unkontrollierbar den Status quo von sozialem Gefälle in der Welt zu ihren Gunsten zu nutzen weiß und eine Volkswirtschaft nach der anderen in ihrem Sinne bluten lässt um dann weiter zu ziehen. Die Erkenntnis, dass die Politik wie wir sie kennen, die Politiker und Regierungen die wir gewählt haben diesem Prozess machtlos gegenüber stehen – aber auch bereit sind sich persönlich in dieser Machtlosigkeit einzurichten – wird zunehmend auf Widerstand stoßen. Ob es sich an konkreten Problemen wie Energiepreisen oder der Verfügbarkeit von Wasser festmachen wird oder aber an immer offensichtlicher werdenden Kapitalballungen in wenigen internationalen Händen - die Feindbilder werden konkreter, die Kommunikation darüber wird aktiver, die Solidarisierung wird je nach Akutheit des Problems und Führungsstärke der „leitenden Revolutionäre“ schneller und transnational – und wir werden die nächste Revolution als Weltrevolution erleben.

Dabei spielt es für das ob oder ob nicht einer kommenden Revolution zunächst keine Rolle ob es gute oder schlechte Revolutionen sein werden, gute oder schlechte Ziele. Die Ausgangslage ist auf globalem Niveau nahezu idealtypisch vorhanden: eine machtlose Politik, Marionetten ihres eigenen Systems, eine Macht der globalen Wirtschaft, die sich völlig von national-gesellschaftlicher Verantwortung emanzipiert hat und eine „Welt-Bevölkerung“ die sich hilflos einer Entwicklung ausgesetzt sieht, aus der sie weder Vorteile ziehen kann, in der sie aber auch keinen Halt für sich selbst findet, sondern im Gegenteil immer mehr zur verwalteten Masse verkommt.

Zur Zeit versuchen Systeme wie die USA oder auch Russland durch Kriege an neuen Fronten neue Feindbilder zu festigen. Und bilden zwischen Kapital und Politik eine unheilige Allianz des Zweckmäßigen. Rohstoffe sichern, Unruhe und Angst über Feindbilder aufbauen und schüren, die ablenken von der Möglichkeit die tatsächlichen Entwicklungen zu erkennen. Und die Gewalt die sie gezielt schüren, in Länder tragen, umgekehrt als Terrorismus immer wieder neu bekämpfen zu können, neue Ängste zu schüren, und so abzulenken, zu verschleiern.

Aber dennoch werden sie nicht verhindern können, dass revolutionäre Kräfte aus der Mitte der Bevölkerung entstehen werden, die aus reinem Selbsterhaltungstrieb – sowohl materiell, als auch bezüglich eines sozialen Selbsterhaltungstriebes- das bestehende System herausfordern werden –und das zu recht, schließlich ist es diese Bevölkerung, die die Gewinne des Kapitals erst möglich macht, die Politikern ihre Legitimation erteilt. Im Unterschied zu früher wird die Revolution aber in der ganzen Welt nahezu gleichzeitig losbrechen – sehr Erfolg versprechend, was potentielle Zerschlagung oder Veränderung von Systemen angeht. Fraglich bleibt, wer ihre Führer sein werden? Ob wir einen Jesus oder oder einen Hitler erleben werden?

Eine weitere Frage ist dann natürlich die Wahl der Waffen währende einer Revolution. Schiere Masse ist eine der stärksten Waffen und machen ein solidarische „Weltbevölkerung“ für die Inhaber der geliehenen Macht und des geliehenen Kapitals unberechenbar und gefährlich. Und aus dieser Solidarisierung heraus ist gezielt eingesetztes Konsumverhalten die schärfste aller Waffen. Sollte dieser Gedanke sich in der Bevölkerung durchsetzen, egal ob auf nationaler oder globaler Ebene, dann werden wir die Konzerne vor uns hertreiben und sie sanft aber unausweichlich zwingen sich an erster Stelle ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen.
Und das wird nicht so lange dauern wie die oben schon einmal erwähnten Hardliner und Strategen denken.

Soweit soll es reichen – ich denke es wird klar, dass der Begriff Weltrevolution nicht nur nach dem klassischen Revolutionsverständnis verstanden werden darf, sondern auch als Form des Erkenntnisgewinns der letztendlich dem verantwortlichem Zusammenleben auf diesem schönen Planeten dienen kann. Und ich möchte meinem Wunsch nach einer Bewegung der lethargischen Intelligenzia weltweit Ausdruck verleihen, die helfen muss diese Kräfte in positive Bahnen zu lenken. Und da geht es um Theoretiker, wie auch um Macher…

Verfasst am: 31.12.2005 08:58:46 Titel:

Revolution, (von Lat. revolutio = Umwälzung), ist i. A. ein Umbruch, Umsturz, nicht nur in politischen Systemen.

Daher ist als Weltrevolution zu bezeichnen ein weltweiter Umbruch.

Kini

Verfasst am: 31.12.2005 12:22:30 Titel:

Danke Holger! Das war Licht ins Dunkel zum Abschluss von 2005.

XJ-Ikone Mit dabei seit Mitte 2005 Wohnort: 25497 Prisdorf

...und was ist schon heute das meistgehaßte Land auf der Erde???

Es wird sich mancher umgucken und viele umdenken müssen!!!

Verfasst am: 31.12.2005 15:33:13 Titel:

na so dunkel wars ja nun vorher auch nicht...aber wenn man mal erneut über den lockeren spruch hinaus drüber nachdenkt wird man schon nachdenklich...und autoclaus hat natürlich recht...die revolution braucht ein feindbild und ich befürchte, dass die amerikaner lange brauchen werden um zu verstehen, zu lange und natürlich insofern gefahr laufen zu einem ziel zu werden...auch wenn das nicht richtig wäre, weil es dieselben gedanken und verhaltensweisen in vielen ländern der erde gibt. aber nirgends so offen und unmißverständlich formuliert...

freuen wir uns auf ein erkenntnisreiches 2006...

XJ-Ikone Mit dabei seit Mitte 2005 Wohnort: 25497 Prisdorf

Titel geklaut... Mit dabei seit Mitte 2005

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[quote="vishnu"]

Titel geklaut... Mit dabei seit Mitte 2005

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...deshalb ja auch diese völlige Terrorismus-Hysterie!!!

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